Glucocorticoide

OTC-Switch: Erfolg nur mit den Apothekern

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Berlin -

Im Herbst vergangenen Jahres wurden die Glucocorticoide Mometason und Fluticason aus der Rezeptpflicht entlassen. Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) können sich ohne Umweg zum Arzt direkt in der Apotheke bevorraten. Aber wie sehen die Pharmazeuten den Switch? Wie ist die aktuelle Lage? Für Professor Dr. Niels Eckstein von der Hochschule Kaiserslautern ist klar: Ein OTC-Switch kann nur erfolgreich sein, wenn er bei den Apothekern auf Akzeptanz stößt. Eine Befragung zeigt: In puncto Mometason besteht noch viel Schulungsbedarf.

Für Eckstein ist klar: Will man den Erfolg eines OTC-Switches bewerten, muss die Situation vor und nach der Änderung in Bezug auf die Arzneimittelsicherheit betrachtet werden. Bei Mometason und Fluticason liegt für ihn eine Verbesserung der Patientensicherheit klar auf der Hand: Denn vor dem Switch waren die Therapieoptionen dem Pharmakologen zufolge mit Risiken behaftet.

Für die Behandlung der allergischen Rhinitis standen bislang nur abschwellende Nasensprays mit Oxymetazolin und Xylometazolin sowie Antiallergika mit Azelastin und Levocabastin, der Mastzellenstabilisator Cromoglicinsäure und das Corticoid Beclometason zur Verfügung. Die alpha-Sympathomimetika betrachtet Eckstein kritisch: Gewöhnungspotenzial, Kopfschmerzen und eine verminderte Durchblutung der Nasenschleimhaut sind erhebliche Gefahren für die Patienten. Ohnehin sind sie für einen Dauergebrauch nicht geeignet.

Beclometason steht Allergikern bereits seit 1997 rezeptfrei zur Verfügung. Für Eckstein hat der Arzneistoff aber negatives Potential: „Etwa 15 Prozent des Wirkstoffes sind systemisch bioverfügbar“. Klassische Nebenwirkungen der Glucocorticoide können die Folge sein: „Ein medikamentös induziertes Cushing-Syndrom, eine Nebennierenrinden-Insuffizienz bei Dauergebrauch oder Elektrolytstörungen könnten mögliche Negativsymptome sein“, so Eckstein.

Der OTC-Switch von Mometason und Fluticason hat laut Eckstein „die Patientensicherheit verbessert“. Die systemische Bioverfügbarkeit liegt für Fluticason bei etwa 2 Prozent und für Mometason bei etwa 1 Prozent. Somit sei selbst bei einer kontinuierlichen Therapie keine Nebennierenrindenatrophie zu erwarten. Ein Aspekt, der den von ihm befragten 107 Apothekern zu fast 72 Prozent unbekannt war. Sie äußerten Sicherheitsbedenken für eine Langzeittherapie für die im Herbst geswitchten Wirkstoffe.

Wichtig für Eckstein ist jedoch auch die korrekte Anwendung: Apotheker spielen dabei aus seiner Sicht eine wichtige Rolle. Das pharmazeutische Personal muss fit in der Beratung sein, dazu sind Schulungen in den Apotheken abzuhalten. Das ist auch das Ergebnis der Umfrage: Jeder zweite Apotheker wünscht sich mehr Schulungen bei einem OTC-Switch. Patienten müssen in der Beratung beispielsweise darauf hingewiesen werden, dass Mometason keinen Akuteffekt besitzt. „Der Wirkeintritt beträgt mindestens zwölf Stunden nach der Erstdosis.“ Zudem müssen die Sprays vor Gebrauch geschüttelt werden, da es sich um Suspensionen handelt. Eckstein sieht den Apotheker in der Beratungspflicht: „Diese Informationen müssen an den Patienten weitergegeben werden.“ Nur so können ein vorzeitiger Therapieabbruch oder eine Überdosierung verhindert werden.

Für Eckstein kann ein OTC-Switch nur mit den Apothekern positiv verlaufen. „Gegen den Willen der Apotheker macht das keinen Sinn.“ Er schlägt sogar vor, seine Kollegen vorab zu ihrer Meinung zu befragen. Zudem müssen die Apotheker gut aufgeklärt und geschult sein.

Mit der Novelle der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) waren Nasensprays mit Mometason und Fluticason zur symptomatischen nasalen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis aus der Rezeptpflicht entlassen worden. Voraussetzung ist, dass die Erstdiagnose durch einen Arzt gestellt wird. Außerdem sind die Anwendung auf Erwachsene und die Tagesdosis auf jeweils 200 µg beschränkt.

Hexal kam zuerst: Zum 15. Oktober hatte der Hersteller sein Heuschnupfenspray Mometahexal in die Apotheken gebracht. Das Produkt wird in der groß angelegten TV-Kampagne als „Power-Allergie-Spray“ beworben, das besonders wirkstark und langzeitverträglich sei, nur einmal täglich angewendet werden müsse und nicht müde mache. In Holzkirchen hätte man sich gewünscht, dass die Indikation offener formuliert worden wäre: So legt das Marketing nach Ende der Heuschnupfensaison erst einmal eine Pause ein.

Bereits wenige Monate nach der Einführung wurde Beclometasondurch DetailMometason abgelöst – viele Allergiker waren dankbar, dass sie den Wirkstoff aus Nasonex (MSD Sharp & Dohme) endlich ohne Rezept bekommen konnten. Bereits im Oktober hielt der Newcomer einen Anteil von 17 Prozent; mittlerweile entfallen 59 Prozent aller Packungen auf den Wirkstoff. Hexal führt mit Abstand vor Galen und Ratiopharm. Der Mittelständler hat seinen Schwerpunkt im Rx-Bereich; in Ulm wollte man zunächst abwarten. Beclometason kommt auf 32 Prozent, Fluticason – im zweiten Monat nach dem OTC-Switch – auf 9 Prozent.



 

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