Im Juli hat Bayer sein neues Aspirin (ASS) in Deutschland auf den Markt gebracht. Allmählich trudelt die neue Tablette in den Apotheken ein, mit Zahlteller, Deko-Paket und Leuchtdisplay. Mit der überzogenen Tablette kommen außerdem neue Preise und Größen: Bayer wartet mit einer Bigsize-Packung à 80 Stück auf.
Für das neue Aussehen und die veränderte Galenik muss der Kunde vermutlich tiefer in die Tasche greifen: So ist die neue 20er-Packung mit einem Taxe-VK von 6,47 Euro gelistet. Für die herkömmliche Tablette sind 5,65 Euro vorgesehen. Unverbindliche Preisempfehlungen spricht Bayer allerdings nicht aus.
Die neue Einheit mit 40 Tabletten kostet laut Taxe 11,50 Euro und damit etwas mehr als die alte 50er-Packung für 10,98. Der Preis pro Tablette steigt damit um knapp 32 Prozent auf 29 Cent. Die 80er Packung geht für 18,86 Euro über den HV-Tisch – sofern sich die Apotheke an diesen Preisen orientiert. Sonderangebote sind bei dieser Gegenüberstellung nicht berücksichtigt. Die alte Tablette wird nur noch abverkauft und verschwindet aus dem Sortiment.
Die neue Tablette hat 90 Prozent kleinere Wirkstoffkristalle und enthält den Zerfallsbeschleuniger Natriumcarbonat. Damit lösen sich die Filmtabletten laut Bayer sechsmal schneller im Magen auf und wirken doppelt so schnell wie die bisherigen.
Nicht nur beim Packungsinhalt, auch bei den Ausmaßen setzt der Hersteller auf größere Einheiten: Die kleineren Einheiten nehmen jeweils mehr Platz ein als das Vorgängermodell. Die neue Großpackung blockiert sogar 12,5x8x7,5cm in der Sichtwahl – ist mit diesem Format aber natürlich auch ein Blickfang in der Apotheke. Allerdings sollte man die eingeschweißt gelieferte Ware vorher auspacken, sonst ist nicht viel mehr als eine reflektierende Folie zu sehen. Bei der Jumboeinheit muss dazu jedes einzelne Päckchen in die Hand genommen werden.
Ob Packungen in dieser Größenordnung in Zukunft rezeptfrei bleiben werden, ist zumindest fraglich: Über eine mögliche Begrenzung von Packungsgrößen bei OTC-Analgetika wird seit längerem diskutiert. Für Paracetamol hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schon 2009 die OTC-Packungsgröße auf 20 Stück begrenzt.
Im Januar 2012 hat sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht dafür ausgesprochen, die Packungsgrößen für nicht verschreibungspflichtige Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen zu begrenzen. Derzeit prüft das Robert Koch-Institut (RKI) den Gebrauch von OTC-Analgetika und das Informationsbedürfnis der Bevölkerung.
Die Umsätze von Aspirin fallen seit 2008. Zuletzt sanken die Erlöse weltweit um 6 Prozent von 494 auf 464 Millionen Euro. Bayer ist laut eigenen Angaben mit Aspirin vor Thomapyrin (Boehringer Ingelheim) und Dolormin (McNeil/J&J) Marktführer nach Umsatz bei den OTC-Analgetika.
Auf dem deutschen Markt liegt Aspirin mit rund 40 Millionen Euro vor Voltaren dolo (Novartis) und Paracetamol von Ratiopharm, dem nach Packungen am häufigsten abgegebenen Präparat. Marktführer ist Thomapyrin mit rund 65 Millionen Euro Umsatz, gefolgt von Aspirin plus C und Dolormin mit je rund 60 Millionen Euro.
Im globalen Gesamtgeschäft mit den OTC- und Freiwahlprodukten (Consumer Care) setzte Bayer zuletzt rund 3,9 Milliarden Euro um (plus 5,1 Prozent). Im OTC-Bereich von Bayer ist Aspirin das umsatzstärkste Präparat.
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