OTC-Präparate

Vagisan: Gentleman von der Versandapotheke

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Berlin -

Versandapotheken sind etabliert, doch viele Hersteller fürchten nach wie vor, den Vertriebsweg allzu prominent zu bewerben. Dr. August Wolff weist auf der Produkt-Website von Vagisan auf beide Kanäle hin – Onlinekäufer werden jedoch nur zu einem einzigen Versender weitergeleitet.

Vagisan hat vor etwa zwei Jahren mit Dr. Achim Kaul eine Vereinbarung geschlossen. Der Inhaber der Pelikan-Apotheke in Frankenthal in Rheinland-Pfalz bot dem Unternehmen an, bei der Online-Vermarktung der Produkte zu helfen. Aus einer Testversion sei die Verlinkung auf die Plattform Versandapo.de übrig geblieben, sagt er. Dabei handele es sich um ein „Gentlemen's Agreement“, also eine mündliche Vereinbarung.

Die Verkäufe über die Verlinkung halten sich laut Kaul aber in Grenzen. „Das läuft vor sich hin, ohne dass sich dabei wesentliche Aktivitäten entwickeln.“ Die konkrete Nutzung misst er nicht. Vagisan sei vor allem aus der TV-Werbung bekannt und werde deshalb vor allem in Vor-Ort-Apotheken abgegeben.

Auch der Bielefelder Hersteller legt laut eigenem Bekunden keinen Fokus auf den Online-Vertrieb: „Wir machen das Geschäft mit Vagisan nicht gezielt über den Versandhandel“, sagt Vertriebsleiter Hermann Dobelmann. Wie oft die Option „Online-Bestellung“ genutzt wird, konnte er nicht genau sagen. „Das Versandgeschäft spielt im Vergleich zu den Vor-Ort-Apotheken eine deutlich untergeordnete Rolle.“ Der Versandanteil liege im Promille-Bereich.

Kaul ist Versandapotheker der ersten Stunde. Seinen Online-Shop eröffnete er am 1. Januar 2004 nach der Freigabe des Versandhandels. „Ohne Internet wird man künftig nicht mehr auskommen können“, sagt er. Die Pelikan-Apotheke übernahm er 1997 von seinem Vater, er führt den Standort in dritter Generation. Die Pelikan-Apotheke existiert bereits seit 1751.

Auch andere Hersteller weisen auf beide Vertriebswege hin, darunter die DHU, CP Gaba und Dr. Fischer. Protina wirbt für Basica gemeinsam mit „Medikamente-per-klick“. Bei Dr. Loges konnten Interessenten Probepackungen zum Vorzugspreis über die Stadt-Apotheke in Fellbach bei Stuttgart bestellen. Die Stada strich nach Hinweisen von Apothekern einen Link zu Medizinfuchs von ihrer Homepage.

Boehringer Ingelheim setzte bei einer Kampagne ebenfalls auf die Klientel aus dem Internet: Auf Spiegel online wurden Kunden von einem Thomapyrin-Banner direkt auf den Webshop von DocMorris geleitet. Außerdem gab es Beiträge, die als „Spiegel-online-Inhalt präsentiert von Thomapyrin“, aber nicht als Werbung ausgewiesen wurden. Eine Abmahnung gegen den Verlag nahm die Wettbewerbszentrale später zurück.

Aktuell führt Dr. Wolff acht verschiedene Vagisan-Produkte im Sortiment. Besonderen medialen Fokus legt der Hersteller auf die Feuchtcreme, die seit 2011 mit Anzeigen beworben wird und seit 2008 erhältlich ist. Mit den offenen Aussagen zur Scheidentrockenheit ist Dr. Wolff vor knapp drei Jahren angeeckt: Mehr als 20 Tageszeitungen hatten eine Veröffentlichung abgelehnt.

Kurz darauf hatte das Unternehmen mit dem Erotik-Bestseller „Shades of Grey“ für die Feuchtcreme geworben; Gegenwind kam von der Verlagsgruppe Random House, der Hersteller gab eine Unterlassungserklärung ab.

Auch im Fernsehen macht der Hersteller für die Creme Werbung. Anders als die Printanzeigen wurde im TV offensiv mit dem Slogan „für gepflegten Sex“ geworben. Vor einem Jahr hieß es in einem Spot: „Vagisan spricht offen über Scheidentrockenheit.“ Danach gab es einen Hinweis, dass das Produkt rezeptfrei erhältich ist; zu sehen war eine Kundin in einer Apotheke.Mit Vagisan erwirtschaftete der Hersteller im vergangenen Jahr insgesamt rund 23,5 Millionen Euro. Weitere Marken sind Linola, Biorepair, Alpecin, Acne Attack und EtoPril.

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