GSK: Gutschrift statt Ersatz Carolin Bauer, 08.04.2016 09:05 Uhr
Für Apotheken gibt es nach der Zusammenführung des OTC-Geschäfts von GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis Änderungen bei den Retouren. Die betroffenen Produkte werden seit Anfang April nicht mehr automatisch ersetzt. Künftig gibt es eine Gutschrift, die unterschiedlich hoch sein kann. Außerdem kommt auf die Apotheken mehr Büroarbeit zu.
Etwa ein Jahr nach dem Start des neuen Gemeinschaftsunternehmens mit dem Namen GSK Consumer Healthcare werden die Abläufe sukzessive vereinheitlicht. Apotheken könnten seit Januar beide Portfolios aus einer Hand bestellen. Dazu gehörten Marken wie Voltaren, Fenistil, Otriven, Chlorhexamed, Cetebe und Physiogel. Kulanzretouren werden künftig ausschließlich über den Logistiker Pharma-Log abgewickelt, dessen Gesellschafter Novartis, GSK, Bayer, Merck, Boehringer und Meda sind.
Apotheken müssen die Retouren zunächst telefonisch oder per E-Mail bei GSK Consumer Healthcare in München melden. Im Anschluss sendet der Hersteller ein entsprechendes Formular, das mit der Ware zu Pharma-Log nach Bönen in Nordrhein-Westfalen geschickt werden muss. Wird das Procedere nicht eingehalten, erhalten die Apotheken die retournierte Ware auf eigene Kosten zurück.
Zuvor konnten Apotheken die Ware direkt an den Hersteller schicken. Kunden, die der Firma ein Sepa-Basislastschriftmandat erteilt hatten, erhielten eine Gutschrift über 60 Prozent des Apothekeneinkaufspreises (AEK). Diese Regelung wird beibehalten. Kunden ohne Lastschriftmandat erhielten automatisch einen Austausch, allerdings zu schlechteren Konditionen. Sie erhalten seit April ebenfalls eine Gutschrift – in Höhe von 50 Prozent des AEK. Ein Austausch soll in Absprache mit dem Außendienst dem Vernehmen nach aber weiterhin möglich sein.
Seit Mitte März werden die Systeme der beiden Firmen angeglichen; parallel werden neue Geschäftsräume im Westen von München bezogen. Das Team aus Hamburg packt ebenfalls seine Koffer und zieht in den kommenden Wochen zu den Kollegen um. Durch diese internen Maßnahmen fällt das Direktgeschäft voraussichtlich bis 25. April aus. Apotheken sollten die Bestellungen für die Monate März und April im Voraus schicken. Der Großhandel wurde laut GSK Consumer Healthcare entsprechend bevorratet und kann die Produkte zu jeder Zeit wie gewohnt liefern.
Insgesamt kommt GSK Consumer Healthcare in Deutschland auf Erlöse von rund 470 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise (ApU). Rund 280 Millionen Euro entfallen auf OTC-Produkte, der Rest wird mit Zahnpflegeprodukten vor allem im Mass Market umgesetzt. Novartis war mit seinen Produkten in Deutschland bislang nur in der Apotheke vertreten, entsprechend wurde der gesamte Umsatz von 200 Millionen Euro in der Offizin erzielt.
Die Gründung des OTC-Gemeinschaftsunternehmens war Teil des 18,5 Milliarden US-Dollar schweren Tauschgeschäfts, das die Konzerne im April 2014 verkündet hatten. Im Januar hatte GSK-Chef Sir Andrew Witty laut über eine Ausgliederung des Geschäftsbereichs nachgedacht: „Die Consumer-Sparte ist so groß, dass sie eines Tages ein eigenes Leben haben könnte.“ Kurzfristig sei aber nicht mit Änderungen zu rechnen: „Wir haben sicher nur ein oder zwei Jahre Arbeit vor uns, ehe wir die Integration abschließen können.“