Phyto-Generika

Bionorica: Keine Angst vor Solvohexal

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Berlin -

Pünktlich zum Start der Erkältungssaison bringt Hexal sein Sinupret-Generikum Solvohexal auf den Markt. Der Angriff auf das vermutlich beliebteste Produkt in den deutschen Apotheken dürfte nicht einfach werden. Preislich orientiert sich der Generikakonzern am Original von Bionorica. Offenbar hofft man in Holzkirchen, die Apotheker durch gute Konditionen überzeugen zu können – und die Endverbraucher durch TV-Werbung.

Der Newcomer ist rund 10 Prozent billiger als das Original: Das Produkt von Hexal kostet in der Packung à 20 Stück 8,98 Euro und der Packung mit 40 Tabletten 15,49 Euro. Zum Vergleich: Die 20er-Packung Sinupret forte kostet 10,20 Euro, die Einheit mit 50 Stück 21,80 Euro.

Damit ist der Preis kein sonderlich relevantes Argument im Beratungsgespräch: Wohl kein Mitarbeiter am HV-Tisch wird bei einer derart geringen Ersparnis das Risiko eingehen, einen Sinupret-Kunden mit der Empfehlung zum Wechsel zu verunsichern – zumal der Newcomer keinerlei Alleinstellungsmerkmal hat.

Andererseits verhindert der geringe Preisabstand, dass die Vorteile beim Einkauf durch eine geringere absolute Spanne aufgezehrt werden. Überweiserkonditionen eingerechnet, könnte das Konkurrenzprodukt für bestimmte Apotheken durchaus seine Berechtigung haben. So hofft Hexal wohl auf die eigenen Fans. Um den Abverkaufsdruck zu erhöhen, geht der Generikakonzern dem Vernehmen nach zusätzlich mit einer TV-Kampagne an den Start.

Sinupret ist seit der Gründung von Bionorica im Mai 1933 im Handel. Der Klassiker enthält 6 mg Enzianwurzel sowie je 18 mg Eisen- und Gartensauerampferkraut sowie Holunder- und Schlüsselblumenblüten. Im November 1997 kam mit Sinupret forte eine doppelt konzentrierte Variante auf den Markt; Firmenchef Professor Dr. Michael Popp konnte sich dafür eine echte Neuzulassung sichern, die aus heutiger Sicht allerdings nicht unumstritten ist.

Jahrelang hatte Hexal darum gekämpft, ein Konkurrenzprodukt zu Sinupret forte, dem erfolgreichsten pflanzlichen Arzneimittel in Deutschland, auf den Markt bringen zu können. Schon im März 2004 hatte der Dienstleister Grünwalder eine Zulassung beantragt; das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte den Antrag aber ab. Im April 2014 endete der Rechtsstreit vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) mit einer Niederlage.

Grünwalder hatte vorgesorgt und bereits im Dezember 2006 vorsorglich Registrierungen beantragt. Dieser Weg steht Herstellern von pflanzlichen Präparaten offen, wenn es ein mehr als 30-jähriges Erfahrungswissen gibt und sich das Produkt in der Zusammensetzung nicht vom Referenzpräparat unterscheidet. Gründwalder und sein Kunde hatten Glück, dass das ursprüngliche Sinupret zwar halb so stark dosiert war, aber in der doppelten Menge eingenommen wurde.

Vor einem Jahr gab das BfArM grünes Licht, im Mai dieses Jahres entschied nach dem Verwaltungsgericht Köln auch das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen zugunsten von Hexal und lehnte eine Beschwerde von Bionorica gegen die Registrierungen der Generika ab.

Da die Evidenz geringer ist, sind allerdings nur weniger konkrete Aussagen zum Produkt zugelassen. Das Anwendungsgebiet lautet „traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Unterstützung der Schleimlösung bei Erkältungen mit Schnupfen“. Sinupret forte wird angewendet bei akuten und chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen.

Parallel hatte Gründwalder auch für Schaper & Brümmer eine Registrierung erwirkt. Das Familienunternehmen aus Salzgitter hat mit Esberisin in Österreich bereits ein entsprechendes Produkt auf dem Markt. In Deutschland tritt die Firma allerdings dem Vernehmen nach auf die Bremse – angeblich, um als Lohnhersteller für Hexal die erforderlichen Mengen liefern zu können.

Hexal ist mit ACC akut, Ambrohexal, Anginhexal, Exeu, Pelasya und Sinuc im Erkältungsbereich breit aufgestellt. Im Juni kam mit Ibuhexal Grippal ein Konkurrenzprodukt zu Boxagrippal auf den Markt. Mit Gripphexal gibt es bereits seit zwei Jahren ein Granulat, das ähnlich zusammengesetzt ist.

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