OTC-Markt: Trotz Inflation bleiben Preise stabil Lilith Teusch, 09.04.2024 14:57 Uhr
Jede zweite Arzneimittelpackung, die in Apotheken verkauft wird, ist nicht verschreibungspflichtig. Der Markt der Selbstmedikation (OTC) wird wieder wichtiger, das zeigen die neuen „OTC-Daten 2024“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Denn der Markt an OTC-Arzneimitteln ist im letzten Jahr erneut gewachsen – um 0,5 Prozent. Neben der Marktentwicklung hat das BPI im letzten Jahr insbesondere die inflationsbedingte Preisentwicklung unter die Lupe genommen: Die Preissteigerungen der Verkaufspreise in den Apotheken steigen im Vergleich mit den Verbraucherpreisen insgesamt viel weniger an.
„Nachdem der OTC-Gesamtmarkt pandemiebedingt unter Druck geraten war, hat er sich nun wieder eingepegelt. Insgesamt ist der Markt der verschreibungsfreien Arzneimittel von 2022 auf 2023 um 0,5 Prozent gewachsen (nach Packungen) und hat aktuell ein Volumen von 11 Milliarden Euro erreicht“, sagt Dr. med. Kai Joachimsen, BPI-Hauptgeschäftsführer. Im ersten Pandemiejahr 2020 hat sich der Absatz von OTC-Arzneimitteln im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent reduziert. Insgesamt wurden 54 Millionen Packungen weniger verkauft. Auch 2021 verbesserte sich die Situation nicht. Erst 2022 erholte sich der Markt, mit insgesamt 999 Millionen Packungen stieg der Absatz sogar über den Absatz von 2019. 2023 hat sich die positive Marktentwicklung mit einem Absatz von 1.004 Millionen Packungen weiter fortgesetzt.
Trotz Inflation bleiben Preise in Apotheken stabil
Während viele Wirtschaftsbranchen an die Inflation angepasste Preissteigerungen durchführen, haben die Arzneimittelhersteller ihre Preise laut BPI weit unter der Inflation angepasst. „Seit Januar 2021 ist der Verbraucherpreisindex um 16,4 Prozent gestiegen, doch die Apothekenverkaufspreise stiegen um 7,5 Prozent weniger als die Verbraucherpreise insgesamt“, so Joachimsen. Diese Entwicklung sei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Einer davon sei, dass pharmazeutische Unternehmen mitunter darauf verzichtet haben, die gestiegenen Produktionskosten auf die Arzneimittelpreise umzulegen. Und das, obwohl die Arzneimittelindustrie stark von den Kostensteigerungen für Rohstoffe und Produktion betroffen sei.
Verkaufsschlager: Husten- und Erkältungsmittel
Besonders hoch war die Nachfrage laut BPI im Jahr 2023 nach Husten- und Erkältungsmitteln, gefolgt von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Schmerz-, Muskel- und Gelenkmitteln. Der Markt für rezeptfreien Abnehmpräparate ist dagegen um 16,9 Prozent zurückgegangen.
„Als Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie setzen wir uns dafür ein, dass OTC-Hersteller – viele davon mittelständisch geprägt und nicht selten über Generationen in Familienhand geführt – Bedingungen am Pharmastandort Deutschland vorfinden, unter denen Sie auch in Zukunft erfolgreich für Patientinnen und Patienten produzieren können. Denn über Generationen hinweg vertrauen Menschen auf die hochwertigen Arzneimittel gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit und so viel mehr. So ist es kein Wunder, dass auch im Jahr 2023 von den knapp 1,7 Milliarden abgegebenen Packungen mehr als jedes zweite Arzneimittel (53%) nicht verschreibungspflichtig war“, betont Joachimsen.
Über die „OTC-Daten 2024“
Die BPI „OTC-Daten 2024“ bilden aktuelle Marktentwicklungen ab. Ergänzt wird die neue Ausgabe von einem Überblick über die inflationsbedingte Entwicklung der Verbraucherpreise im Vergleich zu den Apothekenverkaufspreisen. Die Broschüre vereint Absatz- und Umsatzentwicklungen einzelner OTC-Produktsparten mit umfassenden Analysen zur Branchenstruktur. Grafiken, Zahlen und Fakten präsentieren relevante Informationen über OTC-Marktsegmente im kompakten Format.