Heuschnupfen statt Grippe: Der Winter war diesmal außergewöhnlich mild. Schon am 9. Januar erklärte die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) die Pollensaison offiziell für eröffnet. In den Apotheken gingen seitdem zahlreiche Antiallergika über den HV-Tisch. Die Hersteller waren vorbereitet.
Bis Ende März bestellten die Apotheken laut Insight Health Heuschnupfenpräparate für 51 Millionen Euro zu Herstellerabgabepreisen. Zum Vergleich: Normalerweise werden in den ersten sechs Monaten zwischen 74 und 86 Millionen Euro umgesetzt. Bei den Zahlen gibt es im Zeitverlauf keinen einheitlichen Trend.
Entsprechend wappnen sich die Hersteller für eine schwankende Nachfrage. Stress oder gar Lieferengpässe habe es nicht gegeben, heißt es in der Branche unisono. „Zum Glück haben wir rechtzeitig und eine ausreichende Menge produziert, so dass trotz der hohen Nachfrage keine Lieferschwierigkeiten abzusehen sind“, sagt eine Sprecherin von Bausch & Lomb.
Beim Vividrin-Hersteller spricht man von „sehr hohen Wachstumsraten“. Allerdings sei auch die vergangene Saison sehr stark gewesen – nur eben mit einem Monat Verspätung erst Ende April richtig in Schwung gekommen.
Ratiopharm verkaufte im Februar 70 Prozent mehr Heuschnupfen-Präparate als im gleichen Monat des Vorjahres. Cetirizin gehört nach Angaben eines Sprechers zu den Top-5-Produkten des Unternehmens im OTC-Bereich.
In den Apotheken war die Nachfrage nach Heuschnupfen-Präparaten gefühlt höher als die nach Erkältungsmitteln. Ungewöhnlich sei dies nicht, jährliche Schwankungen seien nichts Neues, sagt ein Berliner Apotheker. Die Produkte würden bereits im Herbst bestellt, um die jährlichen Verschiebungen abzudecken.
Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat sich laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt. Derzeit leiden zwischen 12 und 20 Millionen Erwachsene an einem allergischen Schnupfen. 50 Prozent davon reagieren allergisch auf Gräserpollen, 30 Prozent auf Baumpollen und 4 – 10 Prozent auf Ambrosia.
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