Der Vorabend gehört den OTC-Herstellern – zumindest im Fernsehen. In den letzten Monaten waren vor allem die Hersteller topischer Analgetika präsent. Denn zahlreiche Neueinführungen haben den Markt in Bewegung versetzt. Novartis hat mit Voltaren die Nase weit vor der Konkurrenz – und konnte seinen Marktanteil mit Voltaren forte sogar ausbauen. Das höher dosierte Produkt war, gemessen am Umsatz, die erfolgreichste Markteinführung der vergangenen Jahre.
Nach Zahlen von IMS Health wurden 2013 knapp 35 Millionen Packungen topischer Schmerzmittel in den Apotheken verkauft; der Umsatz zu Herstellerabgabepreisen lag bei 192 Millionen Euro. Weniger als 4 Prozent entfallen auf verschreibungspflichtige Produkte – der Bereich gehört zu den Klassikern im Selbstzahlermarkt.
Entsprechend umkämpft sind die Plätze in der Sichtwahl. Alle wichtigen OTC-Hersteller sind in der Indikation vertreten, die nicht nur von Voltaren, sondern auch von anderen bekannten Marken wie Thermacare (Pfizer), Kytta (Merck), Doc (Hermes), ABC (Beiersdorf), Diclo-ratiopharm (Ratiopharm), Traumeel (Heel), Mobilat (Stada), Finalgon (Boehringer) und Proff (Dr. Theiss) dominiert wird.
An Voltaren führt kein Weg vorbei. 1973 von Ciba-Geigy eingeführt, wurde der Wirkstoff Diclofenac 1999 aus der Verschreibungspflicht entlassen. Heute macht die Marke 56 Prozent des OTC-Umsatzes hierzulande aus. Im August vergangenen Jahres wurde Voltaren forte eingeführt – pünktlich zur Launch eines Emulsionsgels durch Ratiopharm. Die doppelte Wirkstärke soll eine längere Wirkung und damit seltenere Anwendung ermöglichen.
Tatsächlich war der Newcomer erfolgreicher als jede andere Neueinführung in den vergangenen Jahren. Auf Basis der Apothekenverkaufspreise wurden nach Nielsen-Zahlen alleine bis zum Jahresende rund 23 Millionen Euro umgesetzt. Der durchschnittliche Abverkauf pro Monat lag damit bei 4,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die letzte Aspirin-Erweiterung ging mit durchschnittlich 1,8 Millionen Euro pro Monat über einen vergleichbaren Zeitraum ins Rennen.
Das Original büßte dabei im Gesamtjahr nur 1,5 Prozent auf 125 Millionen Euro ein – insgesamt konnte Voltaren die Abverkäufe um 19 Millionen Euro auf 146 Millionen Euro und den Marktanteil von 41 auf 43 Prozent ausbauen. Oder anders ausgedrückt: Zwei Drittel des Marktwachstums von rund 11 Prozent entfallen auf den Branchenprimus.
Auch Ratiopharm war mit seiner Neueinführung erfolgreich: Von Juni bis Dezember summierten sich die Abverkäufe auf 6,9 Millionen Euro. Allerdings investierte der Konzern nach Nielsen-Zahlen 16 Millionen Euro in die Werbung für das Produkt – das ist das 2,3-Fache des Umsatzes zu Apothekenverkaufspreisen, wenn man Rabatte unberücksichtigt lässt. Zum Vergleich: Bei Voltaren forte machten die Bruttowerbeausgaben ein Drittel der Abverkäufe aus.
Andere Hersteller kommen daher um Produkterweiterungen und Marketing nicht herum. Merck hat ebenfalls im Juni eine geruchsneutrale Variante von Kytta eingeführt, deren Erlöse bis Dezember bei 1,7 Millionen Euro lagen. Die Werbeausgaben der Darmstädter lagen bei 1,5 Millionen Euro zu Listenpreisen.
Pfizer ist mit Thermacare in der Offensive: Neben den 2004 eingeführten Wärmepflastern gibt es neuerdings auch eine Salbe mit dem Wirkstoff Felbinac. Umgekehrt hat Hermes mittlerweile unter der Marke Doc nicht nur ein Ibuprofen-Schmerzgel und eine Arnika-Creme, sondern auch ein Wärmepflaster auf dem Markt.
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