Seit Gründung im Jahr 2009 hat der Münchener OTC-Hersteller PharmaFGP – früher Dr. Fischer Gesundheitsprodukte – einen rasanten Aufstieg hingelegt. Mit den Apothekern hatte das Unternehmen dabei weniger am Hut, man setzte komplett auf Induktion der Nachfrage via TV-Werbung. Das soll sich jetzt ändern: Ab Herbst soll ein Außendienst die Apotheken besuchen. Dies berichtet PHARMA ADHOC.
Man sei beim Aufbau des Apotheken-Außendienstes bereits in den finalen Zügen, sagt Firmenchef Dr. Clemens Fischer. Ab Oktober sollen die ersten Mitarbeiter ausschwärmen, Stück für Stück sollen bis zu 30 Stellen geschaffen werden. „Wir nehmen die Kritik der Apotheker ernst und werden in Zukunft besser über unsere Produkte informieren“, sagt Fischer. Der Schwerpunkt liegt auf Schulungen von Apothekern, PTA und PKA bezüglich des optimalen Einsatzes und Verkaufs der Produkte.
Den Anstoß gab auch der Streit mit der Noweda. Die Genossenschaft hatte sich zu Beginn des Jahres geweigert, zwei neue Produkte des Herstellers zu listen. Der Streit über die Lieferkonditionen hatte auch nach mehreren Verhandlungsrunden nicht beigelegt werden können: „Statt angemessene Konditionen in den Markt zu geben, wird der Patient beziehungsweise Endkunde mit hohen Werbebudgets beeinflusst und so Nachfrage erzeugt“, schrieb die Genossenschaft an ihre Mitglieder. Die Apotheken würden zur Abgabe gezwungen, um ihre Patienten nicht zu enttäuschen.
Der Boykott blieb erfolglos, Fischer ließ sich laut Noweda von der mehrmonatigen Sperre seiner Produkte nicht zum Umdenken bewegen. Am Ende knickte die Genossenschaft ein und nahm im April auch alle Neuprodukte ins Sortiment auf – allerdings mit Rabattausschluss für die eigenen Kunden.
In eine solche Situation will Fischer nicht noch einmal geraten – wer Kunden mit Bestellwunsch in die Apotheke lotst, muss zu 100 Prozent liefern können. Jeder Ausfall kann für Unternehmen wie PharmaFGP mit ihren hohen Werbeausgaben verheerend sein. Angenehmer Nebeneffekt für die Apotheker: Der Außendienst hat nicht nur Informationen im Gepäck, sondern auch bessere Konditionen.
Auch ein Arztaußendienst soll aufgebaut werden, während das Apothekenteam so gut wie komplett ist, werden hier noch die Gebietsleiter gesucht. Besucht werden sollen Hausärzte und Fachärzte für Gastroenterologie; losgehen soll es jedoch erst im kommenden Jahr.
Derweil erschließt PharmaFGP auch die ersten ausländischen Märkte. In zehn Ländern ist das Unternehmen bereits selbst vertreten, demnächst sollen die Produkte in Südostasien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Markt kommen.
PharmaFGP wurde 2009 gegründet und gehört zu den am schnellsten wachsenden OTC-Herstellern in Deutschland. Für das laufende Jahr erwartet Fischer einen Umsatz von 130 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP). Damit spielt der Newcomer in einer Liga mit Heel, Beiersdorf, Merck, Vichy, Meda, Steigerwald und Medice. Vom Ziel, unter die Top 10 zu kommen, ist das Unternehmen nur noch wenige Plätze entfernt.
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