Als GlaxoSmithKline (GSK) vor drei Jahren sein Portfolio aufräumte, schlug der belgische Hersteller Omega zu und kaufte Abtei, Granufink und Lactacyd – inklusive Produktionsstandort in Herrenberg bei Tübingen. Jetzt ist Omega mit seinem neuen Mutterkonzern Perrigo wieder zur Stelle und übernimmt Marken wie Niquitin und Pencivir, von denen sich GSK wegen der Fusion mit Novartis trennen muss.
Die EU-Kommission hatte Bedenken angemeldet, dass das neue Gemeinschaftsunternehmen von GSK und Novartis bei Produkten zur Raucherentwöhnung sowie Mitteln gegen Lippenherpes und Analgetika eine allzu große Marktmacht bekommen könnte. Daher hatten sich die Konzerne verpflichtet, mehrere Geschäftsbereiche zu veräußern.
Für einen unbekannten Kaufpreis übernimmt Perrigo jetzt diese Produkte, die es zuletzt auf Umsätze von rund 110 Millionen US-Dollar gebracht hatten. 2012, vor einem „Abbruch der Lieferkette“, hätten die Erlöse sogar bei 200 Millionen Dollar gelegen, so Perrigo. Das ungenutzte Potenzial will der Hersteller mit steuerlichem Sitz in Irland jetzt heben.
Hierzulande betroffen sind Niqutin und Penicivir. Das Nikotinersatzpräparat von GSK ist mit einem Marktanteil von 4 Prozent vergleichsweise unbedeutend und stand zuletzt auch nicht mehr im Fokus der Vertriebsaktivitäten. Stattdessen setzen die beiden Konzerne künftig ganz auf Nicotinell – mit Ausnahme von Australien, wo Perrigo die Rechte bekommt. Das Novartis-Produkt hat einen Anteil von rund 35 Prozent im deutschen Markt und ist damit die Nummer 2 hinter Nicorette (Johnson & Johnson, J&J) mit rund 60 Prozent.
Zovirax und Pencivir liegen in Deutschland Kopf an Kopf mit jeweils rund 30 Prozent Marktanteil. Abgeschlagen folgen Aciclostad sowie Aciclovir Ratiopharm und Lomaherpan mit knapp zwei- beziehungsweise einstelligen Marktanteilen. Obwohl sich das Novartis-Produkt zuletzt gut entwickelt hat, hält GSK an dem hauseigenen Originalpräparat fest. So gesehen war es vielleicht ganz hilfreich, dass der Schweizer Konzern die Dachmarke Fenistil bei seinem Herpesmittel wieder ablegen musste.
Ende vergangenen Jahres hatte Perrigo Omega übernommen. Der Kaufpreis für den 1987 gegründeten belgischen OTC-Hersteller lag bei 3,6 Milliarden Euro, inklusive 1,1 Milliarden Euro Schulden. Firmengründer Marc Coucke, von Hause aus Apotheker, blieb damals an Bord; er erhielt für sein Paket Perrigo-Aktien.
Omega hatte 2001 die Deutsche Chefaro übernommen, die 1972 als Tochter des Chemiekonzerns Akzo Nobel gegründet worden war. 2012 kaufte das belgische Unternehmen für 470 Millionen Euro verschiedene OTC-Marken von GSK, die heute für ein Drittel des Umsatzes verantwortlich sind. Im selben Jahr nahm Coucke den Hersteller nach 13 Jahren von der Börse; mit dabei waren die Finanzinvestoren Waterland, Hamilton, Harbourinvest und Stepstone.
Bekannt ist Omega hierzulande mit Marken wie Granu Fink, Abtei, Wartner, Clabin, Varilind, Femtest, Azaron, Opticalm und XLS-Medical. Omega ist in Belgien Vertriebspartner der Stada, der deutsche Generikakonzern hatte erst vor einigen Monaten die von Omega vernachlässigte Kosmetikmarke Claire Fisher übernommen.
Perrigo stellt OTC-Produkte, Rx-Medikamente sowie Tierarzneimittel und Babynahrung her und ist vor allem in den USA bekannt. Auch als Lohnhersteller ist der Konzern aktiv. Die Umsätze lagen zuletzt bei vier Milliarden Dollar. 2005 hatte der US-Hersteller das israelische Unternehmen Agis gekauft, vor einem Jahr wurden der Hersteller Elan für 9,5 Milliarden Dollar übernommen und die Zentrale nach Irland verlegt.
Ende März hatte Mylan 205 Dollar je Perrigo-Aktie geboten, insgesamt 28,9 Milliarden Dollar in bar und eigenen Anteilsscheinen.Aktuell beläuft sich das Angebot auf 232,23 Dollar je Aktie, entsprechend 32,7 Milliarden Dollar in der Summe. Perrigo-Aktionäre hätten demnach künftig 39,3 Prozent der Mylan-Aktien. Das Management hat das Angebot abgelehnt, zumal die Offerte als Manöver von Mylan gesehen wird, um sich einer Übernahme durch Teva zu entziehen.
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