Mylan ist mit der geplanten feindlichen Übernahme von Perrigo gescheitert. Knapp 40 Prozent der Aktien wurden dem US-Generikakonzern bis 8 Uhr Ortszeit angedient; mindestens 50 Prozent hätten zusammenkommen müssen, damit der Deal über die Bühne geht. Mylan hat angeblich schon neue Chancen ausgemacht, Perrigo will alleine durchstarten.
Mylan-Chairman Robert J. Coury sagte, man habe Perrigo als einzigartige und spannende Möglichkeit gesehen, aber nie als eine, die für den künftigen Erfolg erforderlich sei. Mit der besten Bilanz in der Geschichte sei man gut aufgestellt, um die nächsten strategischen Schritte zu gehen und Chancen zu nutzen, die man bereits identifiziert habe.
Für Perrigo-Chef Joseph C. Papa ist die Reaktion der Aktionäre eine Bestätigung für das Vertrauen in die Strategie und Vision des eigenen Unternehmens und das Management. „Wir haben immer gesagt, dass das Angebot von Mylan ein schlechtes Geschäft für unsere Aktionäre wäre, da der Wert unseres nachhaltigen Geschäftsmodells und unsere einzigartigen Wachstumschancen signifikant unterschätzt wurden.“ Jetzt, da man dieses Kapitel hinter sich gelassen habe, könne man auf dem eigenen Kurs der Wertsteigerung fortfahren.
Die Angebotsphase war durch einen öffentlichen Schlagabtausch zwischen den Unternehmensspitzen begleitet worden. Zuletzt hatte sich der Chef der Perrigo-Tochter Omega, Marc Coucke, jegliche Äußerungen seitens des Mylan-Management über seine Person verbeten. Auch vor Gericht wurde über angebliche Falschaussagen gestritten.
Ende März hatte Mylan 205 US-Dollar in bar und eigenen Aktien je Perrigo-Anteilsschein in Aussicht gestellt, insgesamt 28,9 Milliarden Dollar. Auf die erste Absage folgte das zweite informelle Angebot: 222,12 Dollar je Aktie, insgesamt 31,2 Milliarden Dollar. Erneute Absage. Zuletzt belief sich das Angebot auf 232,23 Dollar je Aktie, entsprechend 32,7 Milliarden Dollar in der Summe. Perrigo-Aktionäre hätten demnach künftig 39,3 Prozent der Mylan-Aktien.
Doch das Perrigo-Management will davon nichts wissen: Man empfehle den Anteilseignern mit Nachdruck, nicht auf die Offerte einzugehen, hieß es schon Ende April. Das Angebot spiegele den Wert des Unternehmens nicht annähernd wider, zumal die Übernahme von Omega unberücksichtigt geblieben sei.
Die Chancen für Mylan verschlechterten sich zusehends: Der Aktienkurs gab deutlich nach, als Teva sein Angebot zurückzog und stattdessen die Actavis-Sparte von Allergan kaufte. Damit wäre der Kaufpreis in der Summe für die Perrigo-Aktionäre geringer ausgefallen. Dazu kam, dass die Iren in der Zwischenzeit weiter zugekauft hatten, darunter Yokebe sowie verschiedene Marken wie Pencivir und Niquitin, von denen sich GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis trennen mussten.
Später senkte das Mylan-Management die Hürde: Statt 80 hätten nur mindestens 50 Prozent der Perrigo-Aktien angeboten werden müssen. Doch selbst im eigenen Haus war die Zustimmung alles andere als überwältigend: Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten nur zwei Drittel der Anteilseigner für die Übernahme.
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