OTC-Hersteller

Hevert: Homöopathika für Indien

, Uhr
Berlin -

Die indischen Generikahersteller erobern den deutschen Pharmamarkt, Hevert Arzneimittel geht den umgekehrten Weg. Das Familienunternehmen aus dem rheinland-pfälzischen Nussbaum hat mit der Emami-Gruppe eine Zusammenarbeit vereinbart: Hevert liefert Know-how, Rezepturen und Produkte und bekommt im Gegenzug eine Vertriebsstruktur und Produktionskapazitäten.

Der Deal, der kurz vor Weihnachten unter Dach und Fach gebracht wurde, hat verschiedene Aspekte: So vertreiben die beiden Emami-Tochterfirmen M Bhattacharyya & Co. und King & Co. künftig ein kleines Portfolio von Hevert-Produkten. Mit den zunächst bis zu zehn Präparaten soll vor allem die wohlhabendere Oberschicht angesprochen werden, die in Indien bislang nicht zu den klassischen Zielgruppen für Homöopathika gehört.

Für die weniger kaufkräftige Kundschaft, bei der die homöopathische Medizin sehr verbreitet ist, werden parallel ausgewählte Hevert-Komplexmittel unter der Marke Bhattacharyya eingeführt. Der deutsche Hersteller wird über Lizenzgebühren an den Einnahmen beteiligt. „Wir sind gespannt, wie unsere Produkte in Indien ankommen“, sagt Firmenchef Mathias Hevert. „Dadurch, dass wir zweigleisig fahren, können wir aber eigentlich gar nicht falsch liegen.“

Der indische Partner hat laut Hevert Kontakt zu 400 homöopathischen Apotheken. Innerhalb kürzester Zeit sei man damit flächendeckend in den größeren Städten vertreten, so Hevert. In Indien dürfen homöopathische Arzneimittel bislang exklusiv in spezialisierten Geschäften verkauft werden; womöglich wird der Handel demnächst aber auch allopathischen Apotheken erlaubt. Dann könnten die Hevert-Produkte in den 200 Filialen der Apothekenkette Frank Ross angeboten werden, die ebenfalls zur Emami-Gruppe gehört.

Außerdem will Hevert seinen neuen Partner dabei unterstützen, die eigene Produktion auf europäisches GMP-Niveau zu bringen und neue homöopathische Produkte auf Basis deutscher Rezepturen herzustellen.

Die Produktion ins Ausland verlagern will Hevert aber nicht; allenfalls einige Urtinkturen könnten irgendwann vom indischen Partner für den europäischen Markt bezogen werden, so Hevert: „Gerade wenn es um exotische Wirkstoffe geht, ist man als Hersteller von Homöopathika dankbar für neue Kanäle.“

Hevert hofft, in fünf Jahren mehr als eine Million Euro in Indien umzusetzen. Derzeit liegt der Auslandsanteil bei 5 Prozent vom Gesamtumsatz von 20 Millionen Euro. Derzeit ist Hevert unter anderem in den USA mit einer eigenen Niederlassung vertreten; gerade erst wurden in Russland die ersten Produkte eingeführt. Parallel wird derzeit der Eintritt in mehreren osteuropäischen Ländern vorbereitet.

Die Emami-Gruppe wurde 1974 von den beiden Firmenchefs R.S. Agarwal und R.S. Goenka gegründet und ist heute börsennotiert. Zum Portfolio gehören Konsumgüter und Gesundheitsprodukte. Die beiden auf Homöopathika spezialisierten Tochterfirmen hatte der Konzern 2007 beziehungsweise 2011 übernommen.

Auch andere Hersteller haben bereits mehr oder weniger erfolgreich versucht, in Indien Fuß zu fassen. Der französische Hersteller Boiron, Weltmarktführer im Homöopathie-Bereich, hatte Ende der 1990er Jahre Schiffbruch erlitten. Erfolgreich ist dagegen Dr. Reckeweg aus Benzheim, auch Dr. Willmar Schwabe ist mit einer eigenen Niederlassung auf dem Subkontinent vertreten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte