Versandhandel als Gewinner

OTC-Hersteller: Corona-Krise sorgt für Umbruch

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Berlin -

Der März war für die Apotheken ein herausragender Monat – sie wurden gar zu den Gewinnern der Krise gezählt. Doch jetzt, wo sich so ziemlich jeder Patient mit seinen Medikamenten eingedeckt hat, lässt der Andrang spürbar nach. Auch die OTC-Hersteller gehen davon aus, dass die exorbitanten Abverkäufe nur Vorzieheffekte gewesen sein könnten.

Um ein Stimmungsbild aus der OTC-Industrie zu den Auswirkungen von Corona einzuholen, hat die Unternehmensberatung Sempora aktuell 37 Entscheider aus der Pharmaindustrie befragt. 68 Prozent gaben demnach an, die aktuelle Situation habe zu verstärktem Abverkauf ihrer Produkte geführt; 54 Prozent gehen aber auch davon aus, dass das jetzige starke Wachstum nur eine Vorverlagerung von Umsätzen ist und perspektivisch die Umsätze einbrechen werden.

Versandhandel gewinnt, Apotheken verlieren

Apotheken haben aktuell laut Umfrage derzeit kaum Zeit, zu OTC und Apothekenkosmetik zu beraten – was aus Sicht von 88 Prozent zu einer geringeren Neukundenaktivierung in der Offizin führt. Profitieren werden eher die großen Marken, gaben 44 Prozent an. Klarer Gewinner der aktuellen Situation ist laut 72 Prozent der Versandhandel, nur 15 Prozent sehen eine Verlagerung zu Drogerien.

Dass das kurzfristige Wachstum die Apotheken vor Ort stabilisieren und mittelfristig das Apothekensterben abschwächen wird, glauben nur 13 Prozent der Befragten. 79 Prozent gehen vielmehr davon aus, dass der Versandhandel zu den Gewinnern der Coronakrise gehören und zusätzlich zu der aktuell schon sehr positiven Entwicklung nachhaltig Marktanteile gewinnen wird. Denn nach Ansicht von 61 Prozent wird sich das Verbraucherverhalten nachhaltig verändern. Sowohl im Marketing als auch im Vertrieb wird die Digitalisierung daher noch stärker in den Fokus rücken: 79 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um die Marktstrategien für die Post-Corona-Zeit zu entwickeln.

Außendienst bleibt drinnen

Auch die Industrie muss sich anpassen: 79 Prozent der Hersteller haben ihre Vertriebsaktivitäten reduziert, der Außendienst fast aller Unternehmen befindet sich im Homeoffice (94 Prozent). Nur 14 Prozent der befragten Unternehmen haben im Rahmen der Krise ihre Preise beziehungsweise Konditionen angepasst. Immerhin 54 Prozent befürchten Engpässe in der Warenverfügbarkeit.

Neue Strategien

Zwar führen 59 Prozent ihre Marketingaktivitäten fort – 32 Prozent haben Kampagnen auf die Nach-Corona-Zeit verschoben. Aber 56 Prozent gaben an, mittelfristig ihre Marktbearbeitung zu hinterfragen, 47 Prozent wollen auch ihren Vertriebsansatz auf den Prüfstand stellen. Die Tendenz ist klar: Drei von vier Teilnehmern wollen verstärkt in Online-Aktivitäten investieren, 64 Prozent sind überzeugt, dass die aktuell veränderte Bearbeitung der Apotheke die Digitalisierung des Vertriebes beschleunigen wird.

„Die Corona-Krise ist ein Katalysator für Veränderungen im OTC-Markt“, zieht Tobias Brodtkorb, Managing Partner bei Sempora, eine erste Bilanz.

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