Vom starken Stamm Korodin Katharina Lübke, 22.10.2014 12:44 Uhr
Robugen hat sich einen verheißungsvollen Namen gegeben: Hinter dem Kürzel steht der griechische Begriff Robustos genaios – „vom starken Stamm“. Der starke Stamm ist im Fall des baden-württembergischen Herstellers das Herz-Kreislauf-Mittel Korodin. Hinter dem Familienunternehmen steht die nach eigenen Angaben zweitälteste Apotheke Deutschlands – die Esslinger Ratsapotheke eröffnete 1535.
1927 gründete Dr. Theodor Mauz gemeinsam mit seinen beiden Söhnen die Pharmazeutische Fabrik Robugen. Die drei Apotheker bauten Rhabarber, Weißdorn und Kamille an, um konzentrierte und haltbare pflanzliche Arzneimittel herzustellen.
Heute umfasst das Portfolio rund 30 Produkte, die teilweise nur 100 Mal pro Jahr abgegeben werden. Der allergrößte Teil sind pflanzliche Präparate. Jedes Jahr kämen drei oder vier neue dazu, andere würden wieder eingestellt, sagt Firmenchef Dr. Matthias Mauz, der das Unternehmen heute gemeinsam mit seinem Cousin in dritter Generation leitet.
Das bekannteste und älteste Präparat sind die Korodin Herz-Kreislauf–Tropfen (Weißdornbeeren/natürlicher Campher). Mehr als 1,5 Millionen Packungen verkaufte Robugen zuletzt. Mit 7,5 Millionen Euro tragen die Korodin-Produkte mehr als drei Viertel zum Gesamtumsatz von rund 10 Millionen Euro bei.
Ein weiterer wichtiger Zweig sind die drei Kamillenpräparate der Marke Kamillin, die mit rund 600.000 Euro etwa 15 Prozent zu den Gesamterlösen beitragen. Daneben verkauft Robugen jedes Jahr rund 100.000 Packungen der Herpes-Creme Virodermin (Zinksulfat).
Ökotest hatte das Präparat im September kritisiert, weil es Benzalkoniumchlorid enthält. Mauz zufolge ist die Kritik unsinnig: Ein Gel könne nicht ohne den Konservierungs- und Stabilisierungstoff hergestellt werden. Im Gegensatz zu Kosmetikprodukten, die zwischen 0,1 und 3 Prozent enthalten dürfen, liegt die Konzentration bei Virodermin bei 0,01 Prozent.
Die Ausgangsstoffe für seine Präparate bezieht Robugen sowohl von Fernost als auch in der „Nachbarschaft“. „Der Campher für Korodin wird in China produziert“, sagt Mauz. Die Kamille hingegen werde von einer Thüringer Bauerngenossenschaft bei Gera angebaut. „Wir sind die größten Kammillenproduzenten in Deutschland.“ Die Bauern bekommen laut Mauz fast 60 Prozent der Erlöse, „weil der Stoff sehr schwierig anzubauen ist.“ Für Ernteausfälle werde das Fertigprodukt stets ein Jahr auf Vorrat gehalten.
Einen Apothekenaußendienst gibt es nicht, stattdessen werden die Angebote einmal im Jahr verschickt. Mauz sieht den Arzt als zentralen Ansprechpartner für die Vermarktung seiner Produkte: „Die Empfehlung des Arztes ist unsere Grundlage, denn werben wollen wir nicht.“
Eigentlich sei ein eigener Außendienst gar nicht mehr nötig, sagt Mauz. „Das ist ein Auslaufmodell, weil OTC-Präparate seit 2004 im Grundsatz nicht mehr erstattungsfähig sind.“ Noch arbeiten fünf „alteingesessene Herren“ im Vertrieb. Weitere 30 Außendienstler sind freiberuflich für Robugen tätig.
Insgesamt beschäftigt der Hersteller 60 Angestellte, sieben davon in der Forschung, der Rest in der Herstellung am Firmensitz in Esslingen. Studien und klinische Prüfungen werden laut Mauz regelmäßig an deutschen Universitäten, insbesondere in München, sowie an Kliniken und Arztpraxen durchgeführt.
Die Esslinger Ratsapotheke ist immer noch in Familienbesitz: Der Bruder des Robugen-Chefs, Dr. Christoph Mauz, saß bis 2011 als Vertreter der Apotheker im Vorstand der Sanacorp.