Ornella Barra

Die mächtigste Apothekerin der Welt

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Berlin -

Von der eigenen Kleinstadtapotheke zu einer der mächtigsten Geschäftsfrauen der Welt: Das Wirtschaftsmagazin Fortune hat seine diesjährige Rangliste der 50 mächtigsten Businessfrauen veröffentlicht. Die Partnerin von Apothekenmogul Stefano Pessina findet sich erneut darin, hat jedoch im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verloren.

Platz 27 der 50 mächtigsten Businessfrauen weltweit hält die Italienerin – wobei weltweit für Fortune die ganze Welt außerhalb der USA bedeutet. Da Barra in London residiert, muss sie nicht mit Oprah Winfrey & Co. konkurrieren, obwohl Walgreens Boots Alliance (WBA) seine Zentrale in den USA hat.

Dabei sah es zunächst nicht nach weltweiter Karriere aus: Nach dem Pharmaziestudium in Genua übernahm Barra eine kleine Apotheke, wollte aber bald mehr. 1984 gründete sie ihren ersten eigenen Großhandel, Di Pharma. Den brachte sie 1986 in Pessinas wachsende Allianz ein und wurde Managing Director von Alleanza Salute Italia, bald Italiens größter Pharmagroßhändler. Ab da ging es für sie bergauf.

Zusammen mit Pessina baute sie an ihrem weltumspannenden Apotheken- und Großhandelsimperium: Aus Alleanza Salute wurde im Zuge der Expansion auf den französischen und portugiesischen Markt Alliance Santé, 1997 folgte die Fusion zu Alliance UniChem, 2006 zu Alliance Boots. 2015 verschmolz der europäische Pharmahändler mit der US-Apothekenkette Walgreens zum größten Apothekenkonzern der Welt.

Heute umfasst das Netzwerk, über das Barra herrscht, 390 Vertriebszentren und 230.000 Apotheken. 118 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte WBA 2017. Geradezu bescheiden nehmen sich da jene 34,5 Millionen Dollar aus, die der Konzern jetzt in einem Vergleich mit der US-Börsenaufsicht zahlen muss. Ab 2013 hatte das Walgreens-Management mehrfach Zahlen in Aussicht gestellt, die später kassiert werden mussten. Weil mit den Risiken allzu fahrlässig umgegangen wurde, hatte die Aufsicht ermittelt.

Barras und Pessinas letzter großer Geniestreich: der Großangriff auf den chinesischen Markt. Ende vergangenen Jahres stieg WBA für über 350 Millionen Dollar bei GuoDa ein, einer der größten Apothekenketten im Reich der Mitte, das gerade die ambulante Arzneimittelversorgung aus den Kliniken entlässt und in die Hände von Apotheken gibt. Was folgte, war eine Allianz mit Alibaba, dem chinesischen Amazon. So will sich WBA sein Stück vom Kuchen des größten Marktes der Welt sichern.

Dennoch, zumindest laut Fortune-Ranking ist Barra auf dem absteigenden Ast: Begann 2016 noch die Top 10 mit ihr, rutschte sie 2017 schon auf Platz 13. In diesem Jahr machte sie dann 14 Plätze Verlust. Während die meisten Frauen vor ihr im Telekommunikations- oder Bankenwesen beschäftigt sind, geht Platz 1 des Rankings auch in die Gesundheitsbranche: GlaxoSmithKline-CEO Emma Walmsley.

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