Preisportal will Apotheken vernetzen Alexander Müller, 16.02.2017 15:15 Uhr
Versandapotheken machen den Kollegen vor Ort aktuell noch hauptsächlich im OTC-Geschäft Konkurrenz. Und dabei spielt der Preiswettbewerb eine entscheidende Rolle, angeheizt durch Vergleichsportale wie Medizinfuchs oder Apomio. Letzteres steht nach Informationen von APOTHEKE ADHOC aber vor einer Weiterentwicklung. Demnach soll es eine Vorbestellfunktion für Apotheken vor Ort geben – mit einer Schnittstelle in die EDV.
Heute ist Apomio mit dem Claim „Apothekenpreise clever vergleichen“ klar ausgerichtet. Das Portal verspricht Einsparungen von bis zu 70 Prozent. Auf der Startseite werden besonders versandaffine Produkte wie Nasenspray oder saisonale OTC-Arzneimittel beworben. Mit einem Klick werden die Anbieter gelistet, aufsteigend nach Preis.
Das Geschäftsmodell von Apomio ist dabei einfach: Die Versandapotheken zahlen pro Klick einen festen Betrag, wenn der Kunde über Apomio in ihren Webshop gelangt ist. Auf diese Weise sind die Kosten für die gelisteten Apotheken gut kalkulierbar. Konkurrent Medizinfuchs ist nach Klickzahlen zwar noch etwa dreimal größer als Apomio, die Nummer 2 im Markt hat aber im vergangenen Jahr nach eigenem Bekunden Boden gut gemacht.
Aktuell fokussiert Apomio ausschließlich auf den Preis – und genau das soll jetzt geändert werden: „Die Preistransparenz ist nur ein Teil des Kundenwunsches, der andere ist das wachsende Bedürfnis Waren und Dienstleistungen bequem per Internet zu bestellen“, weiß Viktoria Sortino, Projektleiterin bei Apomio. Manchen Patienten sei eine schnelle Verfügbarkeit oder eine persönliche Beratung vor Ort wichtiger. Deshalb sollen künftig auch Apotheken im Umfeld des Nutzers bei Apomio angezeigt und diesem vermittelt werden – im Idealfall mit direkter Verbindung zum EDV-System. Als erster Schritt wurde bei Apomio schon ein Apothekenfinder mit allen Vor-Ort-Apotheken eingepflegt.
Von Apomio aus sollen dabei nicht ungefragt Bestellaufträge per Fax oder E-Mail an die Apotheke geschickt werden. „Unser Anspruch ist es, Direktverträge mit Apotheken zu schließen, um auch den stationären Apotheken den digitalen Absatzkanal zu erschließen“, erklärt Sortino. An die Partner-Apotheken sollen die Patienten dann direkt ihr Rezept übermitteln können, damit die Arzneimittel gegebenenfalls vorbestellt werden können. Auch über eine Verfügbarkeitsabfrage wird nachgedacht, Stichwort MSV3.
„Nicht jeder, der online nach Arzneimitteln sucht, will auch online bestellen“, sagt Sortino. Eine Übermittlung von Aufträgen wird aber nur möglich sein, wenn die Apotheke sich aktiv für eine Teilnahme entscheidet. In diesem Fall zahlen auch Apotheken pro vermitteltem Kunde einen Betrag, dessen Höhe aber noch nicht feststeht. „Das darf keine spürbare Investition sein, sondern muss sich für die Apotheke bereits bei der ersten Bestellung rechnen“, so Sortino.
Die Struktur soll vor allem von den Herstellern bezahlt werden, für die die Kombination aus Information und direkter Bestellung sehr interessant sei, ist Sortino überzeugt. Das Konzept ließe sich mittelfristig vielleicht sogar über den Außendienst der Industrie vermarkten.
Um die Apotheker zu gewinnen, soll es eine Art pharmazeutischen Beirat bei Apomio geben. Derzeit laufen noch Tests mit ersten Apotheken. Um zügig eine kritische Masse zu erreichen, ist auch die Partnerschaft mit einer Apothekenkooperation denkbar, erste Gespräche würden bereits geführt. Zeitdruck verspürt man bei Apomio aber nicht, da mit dem Vergleichsportal ein funktionierendes Geschäftsmodell bestehe.
Aus Sicht von Apomio auch auf Seiten der Versandapotheken keine Vorbehalte gegen die Erweiterung geben. Weil diese ohnehin ausschließlich erfolgsabhängig, also pro Klick, bezahlten, sei ihnen eine Verschiebung der Anteile zumindest im bilateralen Verhältnis auch egal. „Und die Kunden, die heute ihre Arzneimittel online bestellen und vor allem auf den Preis achten, werden das auch künftig tun“, so Sortino. Es sei aber eine gute Idee, Verbrauchern beide Optionen zu bieten.
Zusätzliche Reichweite soll dabei die Plattform Sanego generieren, hinter der wie bei Apomio die Müller Medien Gruppe steht. Auf dem Portal können sich Verbraucher über Krankheiten und Medikamente informieren, eine Arztbewertungsfunktion gibt es auch. Die Seite könnte mit knapp 2,7 Millionen Visits monatlich in dem neuen Modell als eine Art „Staubsauger“ fungieren soll und Apomio zusätzlich Traffic bringen. Die Schnittstelle gibt es aber noch nicht.
Apomio hat seinen Sitz in Nürnberg, Geschäftsführer ist Michael Amtmann. Das Unternehmen gehört zum Medienkonzern Müller Medien, der im Bereich New Business zahlreiche weitere Plattformen betreibt, teilweise auch aus dem Gesundheitsbereich.