In der Silvesternacht geht die Zyto-Kooperation Omnicare an den Start. Das erste Großprojekt hat der Zusammenschluss von zunächst 48 Apothekern mit Sterilherstellung so gut wie sicher: Bei der Ausschreibung der Barmer GEK hat eine Bietergemeinschaft von fünf Omnicare-Mitgliedern alle elf Fachlose gewonnen. Damit die Versorgung der 19 Arztpraxen in Nordrhein-Westfalen reibungslos vonstatten geht, greifen die Pharmazeuten auf die Unterstützung der Kooperation zurück – obwohl die eigentlich gegen Zyto-Ausschreibungen ist.
Im Mai hatte Omnicare, bis dahin Spezialgroßhändler für Zytostatika, die Umwandlung in ein Apothekerunternehmen beschlossen – als Antwort auf die „drohende Industrialisierung der onkologischen Versorgung“. Bis zu 88 Apotheker sollen sich in den kommenden Jahren beteiligen, damit das Netzwerk flächendeckend ist. Die Mitglieder verantworten die Versorgung in ihrem Gebiet – die Aufteilung der Cluster hat wettbewerbsrechtliche Gründe.
Die Sterilherstellung soll weiterhin die Apotheke vor Ort übernehmen, Omnicare wird zentral den Einkauf organisieren, die Gesellschafter rechtlich und strategisch beraten und Prozesse optimieren. Dazu gehören nicht nur Logistik und Abrechnung, sondern auch ein Komplettsortiment, das durch eigene Generika ergänzt wird: Die Gruppe hat ein Dutzend eigener Zulassungen in der Tasche, Lohnhersteller ist Actavis.
Um bei Anfragen flexibel reagieren zu können, gibt es innerhalb des Netzwerkes außerdem zwei Herstellbetriebe, bei denen die Apotheker Rezepturen anfordern können.
Man habe lange diskutiert, ob man sich überhaupt an Ausschreibungen beteiligen solle – am Ende habe man sich nicht selbst durch eine Blockadehaltung in Abseits manövrieren wollen, erklärt Omnicare-Chef Oliver Tamimi. Wie seine Mitstreiter hält der Berliner Apotheker nicht allzu viel von der exklusiven Auftragsvergabe durch die Krankenkassen: Neben der Oligopolisierung des Marktes sieht Tamimi erhebliche organisatorische Nachteile – etwa wenn Arztpraxen im jährlichen Wechsel und je nach Kasse von unterschiedlichen Anbietern beliefert werden. „Die Herstellung ist nur ein kleiner Teil der onkologischen Versorgung. Auf lange Sicht ist die Versorgung vor Ort der industriellen Rezepturproduktion überlegen. Das werden wir mit Omnicare beweisen.“
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