Der Unterföhringer Zytospezialist Omnicare hat gemeinsam mit Apothekern ein neues Unternehmen gegründet. Rund 30 Pharmazeuten aus ganz Deutschland sind bei der gleichnamigen Kommanditgesellschaft mit an Bord. Damit wollen die Apotheker nach eigenem Bekunden eine Antwort auf die „drohende Industrialisierung der onkologischen Versorgung“ liefern.
Omnicare gehörte bislang dem Berliner Apotheker Oliver Tamimi und dem bayerischen Unternehmer Dr. Wolfgang Schwandner. 2003 gegründet, war das Unternehmen zunächst in Deutschland als Spezialgroßhändler für Zytostatika aktiv und hatte sich fortan als Unternehmensgruppe mit verschiedenen Geschäftsbereichen diversifiziert.
Nach Einführung des Rabattverbots wurde 2006 im Rahmen des EU-Großhandels eine österreichische Schwestergesellschaft gegründet. Auf Druck der Kassen wurden jedoch ab 2009 Lieferungen von Zytostatika aus dem Ausland nicht mehr akzeptiert. Omnicare trat fortan als Logistikpartner für die Firma in Wien auf und wurde über eine Aufwandspauschale pro gelieferter Packung abgegolten.
Außerdem war Omnicare als Vertriebs- und Marketingdienstleister für Pharmahersteller und als Beratungsunternehmen, unter anderem für Verträge zwischen Krankenkassen und Apotheken, aktiv. Aktivitäten im Bereich der Datenerhebung und Marktforschung mit Anbindung an die Apotheken- und Praxissoftware wurden laut Tamimi nicht weiterverfolgt.
Über das geplante Netzwerk wollen Omnicare und die Apotheker die „unabhängigen, freiberuflichen und wohnortnahen Versorgungsstrukturen in der Onkologie“ zukunftsfest machen. Kern der neuen Unternehmung sollen neben dem Großhandel eigene onkologische Produkte werden.
Dabei können die Apotheker auf Planungen der alten Omnicare zurückgreifen: Als Hersteller wollte sich das Unternehmen unabhängiger von Preisschwankungen machen und vor allem die Möglichkeit sichern, Verträge mit Krankenkassen zu schließen und Ärzte direkt anzusprechen. Omnicare hat bereits Zulassungen für Docetaxel, Epirubicin, Fludarabin, Oxaliplatin und Paclitaxel in der Tasche. Die Einführung musste jedoch bislang aufgeschoben werden.
Die Apotheker sollen an dem neuen Unternehmen eine qualifizierte Mehrheit halten. Bis 2012 sollen sich insgesamt rund 80 Apotheken beteiligen, Omnicare soll eine Flächendeckung erreichen. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen hat das Unternehmen Deutschland in etwa 80 Cluster eingeteilt, pro Cluster kann sich nur eine Apotheke beteiligen. 30 Cluster sind entsprechend bereits vergeben; Gespräche mit weiteren zytostatikaherstellenden Apotheken laufen.
„Wir wollen den Markt nicht neu erfinden, sondern die Vielfalt sichern“, sagt Tamimi. Das Wissen und die Erfahrung der Apotheken vor Ort, etwa bei der pharmazeutischen Betreuung und der Zusammenarbeit mit den Onkologen, müsse sichergestellt werden. Das Gemeinschaftsprojekt soll die Pharmazeuten außerdem mit Dienstleistungen unterstützen, etwa durch Informationen zu Retax-Regeln.
APOTHEKE ADHOC Debatte