Unternehmerfamilien

Oettinger: Merckle ist Inspiration APOTHEKE ADHOC, 23.12.2011 12:32 Uhr

Berlin - 

Günther Oettinger (CDU) ist ein Freund der Unternehmerfamilie Merckle. Als baden-württembergischer Ministerpräsident wäre er dem strauchelnden Patriarchen Adolf Merckle am liebsten beigesprungen, als dieser sich Ende 2008 mit VW-Aktien verspekuliert hatte. Am Ende war eine Landesbürgschaft politisch nicht machbar. Mittlerweile hat die Merckle-Gruppe die Turbulenzen überstanden – die Redaktion des Handelsblatts wählte Ludwig Merckle, der die Nachfolge seines verstorbenen Vaters angetreten hat, zum Familienunternehmer des Jahres. In seiner Laudatio mit dem Titel „Der Retter“ lobt Oettinger, mittlerweile EU-Kommissar, Merckle als Inspiration für Europa.

Merckle sei es gelungen, die Unternehmensgruppe zu konsolidieren und auf ein neues Fundament zu stellen, schreibt Oettinger im Handelsblatt: „Dank seiner klaren Strategie steht sie mittlerweile kleiner, aber schlagkräftiger da.“ Sein Ziel, möglichst viel vom Lebenswerk seines Vaters zu erhalten, habe er schon jetzt erreicht. „Dafür gebührt ihm meine Hochachtung.“

Den Erfolg führt Oettinger auf drei Charaktereigenschaften des 46-Jährigen zurück: ruhiges und sachliches Auftreten, Bodenhaftung und ungewöhnliche Bescheidenheit sowie die Bereitschaft, Risiken einzugehen und Verantwortung für Misserfolge zu übernehmen. Als Beispiel nennt der Energiekommissar den Verkauf von Ratiopharm, der Merckle nicht leicht gefallen sei: „Es bedarf einer starken Persönlichkeit und eines hohen Maßes an Verantwortungsbewusstsein, das Produkt langjähriger Arbeit plötzlich aus den Händen zu geben, um übergeordnete Ziele zu erreichen.“

Noch vor zwei Jahren habe dem „einzigartigen Lebenswerk, welches die Familie Merckle über viele Jahrzehnte mit unbändigem Mut, Einsatz und Fleiß geschaffen hat“, der Zusammenbruch gedroht, so Oettinger. Viele Vertreter aus Wirtschaft und Medien seien sich damals sicher gewesen, dass von dem Verbund mit Firmen wie Ratiopharm, HeidelbergCement und Phoenix mit rund 100.000 Mitarbeitern und 35 Milliarden Euro Umsatz nicht viel übrig bleiben würden. Seitdem habe sich das Bild aber entscheidend aufgehellt.

Merckle habe sich durch den „Sturz“ nicht beirren lassen: „Als Liebhaber der Berge und passionierter Skifahrer hat er immer gewusst, dass nach 'bergab' auch wieder 'bergauf' kommen muss.“ Mit „großer Hingabe, Klugheit und Seriösität“ habe Merckle die Talsohle durchschritten und sei zurück auf dem Weg an die Spitze. „Ludwig Merckle ist deshalb eine Inspiration. Für Europa. Für alle, die nach dem Hinfallen wieder aufstehen wollen.“