Österreich

Lieferengpass: Kinder müssen auf Impfung warten Franziska Gerhardt, 09.06.2014 08:32 Uhr

Knappe Vierfachkombi: Weil Sanofi Pasteur in Österreich derzeit den Impfstoff Repevax nicht liefern kann, müssen tausende Grundschüler ein Jahr auf ihre Immunisierung warten. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

In Österreich ist der Impfstoff Repevax gegen Diphtherie, Polio, Tetanus und Keuchhusten derzeit nicht erhältlich. Grund sind Lieferschwierigkeiten des Pharmakonzerns Sanofi Pasteur. Darum erhalten tausende Grundschüler in Österreich die vorgesehene Auffrischung in diesem Schuljahr nicht. Die Eltern hatten österreichischen Medienberichten zufolge entweder gar nicht oder nur durch ein knappes vierzeiliges Schreiben von dem Engpass erfahren.

Für die Grundschüler ist die Impfung im Rahmen des nationalen Impfkonzepts kostenlos. Auf einer Krisensitzung beschlossen die neun Landessanitätschefs, dass die Schüler nun statt in der dritten in der vierten Klasse die Injektion erhalten. Dabei wird auf den Vierfach-Impfstoff Boostrix Polio von GlaxoSmithKline (GSK) umgestellt, der ebenfalls gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis und Polio immunisiert.

Österreich hatte ursprünglich einen Liefervertrag mit Sanofi Pasteur für den Vierfach-Impfstoff abgeschlossen. Ob dieser Vertrag bereits gekündigt wurde, wollte man bei Sanofi Pasteur nicht verraten.

Die Kombination sei weltweit knapp, begründet eine Sprecherin des Herstellers die Probleme. Man werde Repevax voraussichtlich ab Mitte 2015 in Österreich wieder anbieten können. Vermehrten Impfempfehlungen und einer dadurch gesteigerten Nachfrage stünden begrenzte Produktionskapazitäten gegenüber, so die Sprecherin. Diese ließen sich jedoch nur mittelfristig anpassen, da die Herstellung von Kombinationsimpfstoffen ein komplexer und vor allem langwieriger Prozess sei.

Eine Sprecherin des österreichischen Gesundheitsministerium sagte, der Impfschutz sei gegeben, auch wenn die Schüler ein Jahr lang auf die Auffrischungsimpfung warten müssten. Es sei nicht nötig, dass Eltern mit ihren Kindern auf eigene Faust zum Arzt gingen.

Schon 2013 hatte es bei Sanofi Pasteur Engpässe bei den Kombinationsimpfstoffen Repevax, Covaxis, Hexyon und Pentavac gegeben, außerdem beim Poliomyelitis- und beim Masern-Impfstoff Merieux, dem Rotaviren-Impfstoff Rotateq, dem Meningokokken-Impfstoff und dem Pneumokokken-Impfstoff Pneumovax.

Um Lieferengpässe zu verhindern, hat der Bundestag in der vergangenen Woche Exklusivverträge zu Impfstoffen verboten. Das Gesetz sieht vor, dass die Kassen immer mit mindestens zwei Pharmaherstellern einen Vertrag schließen müssen.

Das Thema Impfstoff beschäftigt die Fachkreise seit längerem. Apotheker, Ärzte und Hersteller hatten sich wiederholt für eine Abschaffung der Exklusivverträge für Impfstoffe ausgesprochen.Vor allem die Ausfälle bei Novartis und GlaxoSmithKline hatten in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt.