Aggressive Tenside

Öko-Test zu Mundspülungen: Note 6 für Klassiker Katharina Brand, 29.08.2024 15:14 Uhr

Schleimhautreizungen und Verfärbungen: Mit den Inhaltsstoffen der apothekenüblichen Mundspülungen war Öko-Test nicht zufrieden – und strafte ab. Foto: JYPIX/stock.adobe.com
Berlin - 

27 Mundspülungen mit Fluorid hat Öko-Test für seine aktuelle Ausgabe unter die Lupe genommen. Während sich Freiwahlklassiker von Elmex und Meridol noch mit einem ausreichenden oder befriedigenden Ergebnis retten konnten, fielen andere Mittel – wie die Spülungen von Lacalut oder Parodontax – gnadenlos durch.

Die „Meridol Zahnfleischschutz Mundspülung“ und die „Elmex Kariesschutz Zahnspülung“, beide von Colgate-Palmolive, erhielten bei Öko-Test insgesamt noch befriedigende beziehungsweise ausreichende Bewertungen. Kritik gab es bei Elmex für enthaltenes Polyethylenglycol (PEG) und PEG-Derivate. In puncto Formulierung schnitt Meridol sehr gut ab, Elmex hingegen nur befriedigend.

Die Gesamtnote wurde jedoch in beiden Fällen durch weitere Mängel nach unten gezogen. Beide Produkte erhielten Abzüge wegen der überflüssigen Umverpackung. Bei Meridol wurde außerdem das enthaltene synthetische Polymer PVP bemängelt.

Dreimal Note 6

Im Gegensatz dazu schnitten die „Lacalut Aktiv Mundspüllösung“ von Dr. Theiss, die „Listerine Mundspülung Cool Mint Mild“ von Johnson & Johnson und die „Parodontax Mundspülung Repair“ von GSK jeweils mit einer ungenügenden Bewertung ab. Grund dafür waren die Inhaltsstoffe in der Rezeptur, die maßgeblich für die antibakterielle Wirkung gegen Plaque verantwortlich waren.

Die in Lacalut verwendete Substanz Chlorhexidindigluconat wird zwar häufig in Mundspüllösungen eingesetzt, da sie effektiv gegen Bakterien im Mundraum wirkt. Allerdings kann sie Verfärbungen an Zähnen, Zahnfüllungen und der Zunge verursachen, die oft nur durch eine professionelle Zahnreinigung entfernt werden können. Zudem kann Chlorhexidin den Geschmackssinn beeinträchtigen und die Bildung von Zahnstein fördern. Empfindliche Personen können Schleimhautreizungen entwickeln, weshalb Chlorhexidin eher für den kurzfristigen Einsatz nach Operationen oder bei akuten Entzündungen empfohlen wird, weniger jedoch für die tägliche Anwendung.

Sowohl die Listerine- als auch die Parodontax-Mundspülung enthalten das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat, das zu Schleimhautreizungen führen kann. Dafür gab es in der Bewertung von Öko-Test empfindliche Abzüge, insbesondere, da die Lösungen nach dem Spülen nicht ausgespült werden sollen. Das Parodontax-Produkt hatte aufgrund dieses Kritikpunkts in einem vergangenen Test bereits eine schlechte Öko-Test-Bewerung erhalten. Ein zusätzlicher Kritikpunkt bei Listerine ist das enthaltene Methylsalicylat, ein Duft- und Aromastoff, der in der EU seit 2021 als möglicherweise fortpflanzungsschädigend eingestuft wird.

Listerine erneut in der Kritik

Forschende der Universität Antwerpen ermittelten erst kürzlich im Rahmen einer Studie, dass die tägliche Anwendung von Listerine Cool Mint zu einer erhöhten Bakterienanzahl in der Mundhöhle führt. Diese Zunahme könnte nicht nur mit Erkrankungen im Mund-Rachen-Raum in Verbindung stehen, sondern auch mit einem erhöhten Krebsrisiko.

Untersucht wurde zwar die Variante ohne den Zusatz „mild“. „Listerine Cool Mint“ enthält eine höhere Konzentration an Alkohol und ätherischen Ölen, die eine stärkere antibakterielle Wirkung und ein intensiveres Frischegefühl bewirken. „Listerine Cool Mint Mild“ hingegen hat eine geringere Konzentration dieser Inhaltsstoffe, ist sanfter und eignet sich besser für empfindliches Zahnfleisch, unterscheidet sich ansonsten aber nicht in der Formulierung.

Mundspülungen sind optional

„Mundspülungen sind kein Muss, sondern auf zahnärztlichen Rat hin und für eine begrenzte Dauer zu verwenden“, betont Öko-Test-Biologin Christine Throl. Denn: Fluoridhaltige Mundspüllösungen sind zwar sinnvoll für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Karies haben – etwa Kinder und Jugendliche, die eine feste Zahnspange tragen, oder Patienten, die sich aufgrund körperlicher Einschränkungen die Zähne nicht so gut putzen können. Eine generelle Empfehlung, Mundspüllösungen in die tägliche Zahnhygieneroutine zu integrieren, gibt es bislang nicht.

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