Öko-Test: Ungenügend für Cystinol & Co. APOTHEKE ADHOC, 30.09.2016 08:00 Uhr
An einer Blasenentzündung erkrankt jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben. Für die aktuelle Ausgabe von Öko-Test untersuchten die Prüfer Produkte gegen Harnwegsinfektionen, darunter 21 Tees aus Apotheke und Einzelhandel. Zudem bewerteten die Tester 13 OTC-Arzneimittel. Die wissenschaftliche Beratung übernahm Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz.
Die getesteten Freiwahl- und OTC-Produkte sind laut Öko-Test höchstens zur Unterstützung der Heilung geeignet. Schubert-Zsilavecz hat in Literaturdatenbanken recherchiert, um die eingesetzten Wirkstoffe zu bewerten. Das Ergebnis: Der Nutzen der Wirkstoffe in einigen Arzneimitteln gegen Harnwegsinfektionen sei gar nicht belegt, schreibt Öko-Test. Diese Medikamente wurden daher mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet.
Doch an zwei der insgesamt 13 getesteten OTC-Arzneimittel vergab Öko-Test sogar ein „gut“: Dabei handelt es sich um Aqualibra Filmtabletten von Medice sowie die Ardeynephron Hartkapseln (Ardeypharm). Beide Produkte enthielten keine von den Prüfern als bedenklich eingestufte Hilfsstoffe; die BfArM-Höchstgrenze für Pyrrolizidinalkaloide wurde ebenfalls eingehalten.
Weitere drei Medikamente bekamen von den Testern ein „befriedigend“: Canephron (Bionorica) wurden wegen des Inhaltsstoffs Alkohol abgewertet, was das Produkt laut Öko-Test für Kinder ungeeignet macht. Cysto Fink Mono (Omega) überschritt den Testern zufolge die Höchstgrenze für Pyrrolizidinalkaloide. Solidagoren Mono (Dr. Gustav Klein) bekam aufgrund von zwei zugesetzten Farbstoffen nur die Note 3.
Mangelhaft schnitten Methionin von Aliud und Stada ab, ungenügend erhielten Acimol (Dr. R. Pfleger), Arctuvan (Klinge), Cystinol akut und Cystinol long (Schaper & Brümmer) sowie Acimethin (Ratiopharm) und Uvalysat Bürger. Keine Note gab es für Angocin (Repha), das in zwei unterschiedlichen Indikationen vermarket wird. Die Wirksamkeit bei Blasenentzündung ist laut Öko-Test teilweise belegt, als Grippemittel sei der Nutzen aber wenig überzeugend.
Öko-Test stufte alle Tees als unterstützend bei der Behandlung von Harnwegsinfektionen ein. Aber nur vier der 21 getesteten Produkte erhielten kein „ungenügend“: Mit „befriedigend“ bewerteten die Tester lediglich zwei der untersuchten Tees – den Arzneitee Nr. 27 Schachtelhalmkraut von H&S und den Multinorm Blasen- und Nierentee von Aldi Süd. Immerhin ein „ausreichend“ bekamen der Heilusan Nieren- und Blasentee (Suleika) sowie der Heumann Blasen- und Nierentee (Winthrop).
Für die übrigen 17 Produkte kam es zur Abwertung aufgrund von Pestizid-Rückständen in den Teemischungen und erhöhten Anteilen von Pflanzengiften. Ungenügend schnitten unter anderem die Arzneitees Nr. 2 und Nr. 12 von H&S, der Harntee von TAD sowie die Blasen- und Nierentees von Aurica, Bombastus, Heinrich Klenk und Kneipp ab. Sidroga fiel mit seinen Blasen-Nieren-Spültee und seinem Brennesselblättertee durch, genauso wie Infirmarius mit seiner Teemischung Nr. 3.
Als Grundlage für die Messungen nahm Öko-Test die Empfehlung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu Pyrrolizidinalkaloiden: Die Höchstgrenze für die Giftstoffe liegt demnach bei einem Mikrogramm pro Tagesdosis.
Zwei Hersteller reagierten nach der BfArM-Entscheidung: Sidroga rief die von Öko-Test geprüfte Charge seines Blasen-Nieren-Spültees zurück. Auch im Frauenmantelkraut-Tee fand der Hersteller zu viele Giftstoffe. Bad Heilbrunner will die Rezeptur seines Nieren- und Blasen Tee ändern: Um den Anteil der Pyrrolizidinalkaloide zu senken, sollen vermehrt Birkenblätter verwendet werden.
Blasenentzündungen werden von Bakterien ausgelöst; häufig E.Coli, die in die Blase vordringen. Die Krankheit entsteht meist nach Unterkühlungen oder Geschlechtsverkehr. Eine Blasenentzündung wird mit Antibiotika behandelt. Die getesteten Produkte dagegen unterstützten die Heilung lediglich, so die Tester. Eine unkomplizierte Zystitis heile in der Regel auch von selbst aus, so das Magazin.