Zuweisungsverbot

Oberhänsli: „Zur Rose will kein Arzt sein“

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Berlin -

Was er vom Edikt von Salerno hält, hat Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, schon zu Protokoll gegeben. Aus seiner Sicht läuft aber die Debatte darüber ins Leere: Denn auch nach dem Zukauf von Teleclinic werde Zur Rose selbst nicht zum ärztlichen Leistungserbringer, sagte er beim Digitalkongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA).

Laut Oberhänsli wird es im gesamten Gesundheitswesen einen Paradigmenwechsel geben: „Bislang meinten die Heilberufspersonen im Zentrum der Prozesse zu stehen.“ Künftig werde es dank der Digitalisierung mehr Partnerschaften geben. Oberhänsli sieht die Stunde der Plattformen gekommen, zu der auch Zusatzservices wie Telemedizin gehörten.

Dass Zur Rose dabei selbst aktiv werde, sei aber falsch: „Die Plattform ist nicht der Leistungserbringer, die Plattform verbindet lediglich Leistungserbringer mit den Patienten.“ Die Übernahme von Teleclinic sei gerade kein Schritt in Richtung Arzttätigkeit. Allerdings müsse grundsätzlich die Frage erlaubt sein, ob eine 800 Jahre alte Regelung noch Relevanz habe. Er sei überzeugt, dass sich die Grenzen zum Teil auflösen und der „Paradigmenstreit“ in eine andere Richtung verschiebe.

Dirk Düvel, Inhaber von Besamex, hielt dagegen: Die Sektorentrennung sei nach wie vor extrem wichtig. Verordnung und Abgabe gehören aus seiner Sicht in verschiedene Hände, alles andere sei „hochgefährlich“. Nicht umsonst habe man die nach intensiver Debatte Apotheker vom Kreis der MVZ-Betreiber ausgeschlossen. „Ich habe große Zweifel, dass das der richtige Weg ist“, so Düvel mit Blick auf die Teleclinic-Integration.

Christian Buse, Inhaber von Mycare und Vorsitzender des BVDVA, findet ebenfalls nicht, dass alles, was alt ist, grundsätzlich schlecht ist. „Wir müssen aber auch realistisch sein und im Blick behalten, was wirklich passiert.“ Er verwies auf die Privatisierung von Kliniken, in denen angestellte Ärzte und Apotheker arbeiteten. Die Berufsordnung garantiere die Trennung von medizinischer Verantwortung und Kapitalinteressen. Er rechnet damit, dass es zu Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Zuweisungskonzepten kommen wird – und dass die Politik dies genau beobachten und gegebenenfalls nachjustieren wird. Er sieht die Sache ergebnisoffen – kann sich aber vorstellen, dass die derzeitigen Vorschriften nicht zu 100 Prozent halten werden.

Stefan Feltens, CEO von Shop-Apotheke, verwies wie Oberhänsli darauf, dass es auch in den Apotheken Verschiebungen gebe – Stichwort: Grippeschutzimpfungen. „Es wird Veränderungen geben“, so seine Meinung. Allerdings sei es schwierig, diese vorauszusehen. Momentan gehe man aber mit dem gesetzten Rahmen um und stelle sich für weitere Entwicklungen auf.

In Venlo hat man derzeit andere Prioritäten: Auf das E-Rezept könne man keinen Tag länger warten, so Feltens. Schon wegen der Reduktion tödlicher Neben- und Wechselwirkungen seien elektronische Verordnungsdaten unerlässlich. Die neue Transparenz und Effizienz werde aber auch den Verbrauchern neue Macht geben, die Zeit der „Götter in weiß“ sei dann endgültig vorbei.

Ähnlich sieht es Düvel, der sich mit Besamex als „Hybridapotheker“ versteht: Gerade Corona habe gezeigt, dass Menschen ihr Leben neu organisierten und beispielsweise nicht mehr in Büros arbeiteten. „Wir können nicht darauf warten, dass die Patienten zu uns kommen. Wir müssen dorthin gehen, wo sie die Leistung erbracht haben wollen.“ Auch er setzt daher große Hoffnungen in die Digitalisierung – nicht nur das E-Rezept, sondern auch KIM: Er selbst nehme an Modellprojekten teil: „Ich habe große Hoffnungen, dass die Rolle der Apotheken durch den elektronischen Austausch unter den Heilberuflern gestärkt wird.

Oberhänsli ist der Meinung, dass die Branche die Möglichkeiten nutzen sollte, auch um kein Vakuum entstehen zu lassen, in das Amazon vorstoßen könnte. Auch Feltens will sich durch einen möglichen Eintritt des Internetriesen nicht abschrecken lassen. „Das würde die Dynamik verändern, aber ich bin überzeugt, dass wir als Versandapotheken eine gute Zukunft haben.“ Ohnehin habe er es sich abgewöhnt, sich den Kopf über Jeff Bezos‘ Gedankenspiele zu machen. Solange das Fremdbesitzverbot nicht fällt – und das sieht er nicht, weil es dann sofort einen „Feuersturm“ der Abda gebe – bleibe auch Amazon im Zweifel nur der Versand aus dem Ausland.

Was das mit dem Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) geplante Verbot von Rx-Boni angeht, lässt sich Oberhänsli nicht in die Karten gucken. Er bewerte die Antwort der EU-Kommission „diametral anders als die Apothekerpresse“. Jetzt liege der Ball beim Gesetzgeber. Feltens verwies darauf, dass der EU-Versandapothekenverband EAMSP eine Deckelung als Kompromiss akzeptieren würde. Dies sei aber leider von der Abda nicht angenommen worden.

 

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