DocMorris wirbt im der aktuellen Ausgabe des Mitgliedermagazins der CDU Nordrhein-Westfalen. Die Rückseite des Magazins „Bei uns in NRW“ ziert eine ganzseitige Anzeige aus der E-Rezept-Kampagne des holländischen Versenders. Zumindest dessen Werbebotschaft ist gewissermaßen folgerichtig platziert.
Eine dezente Wahlempfehlung ist es mit Sicherheit nicht, aber das Mitgliedermagazin der nordrhein-westfälischen CDU ist im Moment rot-grün: Vorn das rote „Bei uns in NRW“-Logo über Landesvater Armin Laschet, der ein Stück Holz beäugt, auf der Rückseite grelles Grün. „E-Mail. E-Banking. E-Mobilität. Ganz einfach normal. Das E-Rezept kommt“, heißt es da in großen Lettern über dem DocMorris-Logo. Das Werbemotiv ist bereits seit dem Frühjahr bundesweit auch als Außenwerbung auf Plakaten, Litfaßsäulen und an Haltestellen zu sehen.
Dass es nun auch auf dem quartalsweise erscheinenden Mitgliedermagazin der NRW-CDU zu sehen ist, ist gewissermaßen folgerichtig: Gesundheitsminister Jens Spahn aus dem Kreisverband Borken im Münsterland war es schließlich, der nach jahrelangem Verzug seiner Vorgänger die Einführung des elektronischen Rezepts durchgesetzt hat – und der das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Engagement für ein Rx-Versandverbot stillschweigend beerdigte. DocMorris erwartet von der Einführung des E-Rezepts den größten politischen Durchbruch seit der Legalisierung des Rx-Versands 2004.
Tatsächlich ist die CDU nicht die einzige Partei, die Geld aus Heerlen bekommt. Unter Apothekern taugt die DocMorris-Werbung trotzdem nicht als Wahlwerbung für die Union. „Ich habe sie entdeckt, als ich die Post für die Großmutter meiner Frau aus dem Briefkasten geholt habe“, erzählt ein Apothekenmitarbeiter aus Bad Oeynhausen, der lieber anonym bleiben möchte. „Da lachte mich als erstes die großflächige DocMorris-Werbung an. Als ich das Heft dann umgedreht habe, war ich erschrocken, dass es das CDU-Magazin war.“
Ihm sei sofort die Beziehung zwischen Spahn und DocMorris-Vorstand Max Müller in den Sinn gekommen. „Ich will nicht sagen, dass es da einen Zusammenhang gibt – aber ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“ Gut zu sprechen ist er auf die Partei im Moment jedenfalls nicht: „Ich werde bei der nächsten Wahl überlegen, wo ich mein Kreuz mache.“
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