NRW-Apotheker versorgt Sachsen-Anhalt Désirée Kietzmann, 09.02.2011 13:49 Uhr
Die Arztpraxen in Sachsen-Anhalt werden in der nächsten Grippesaison von einer Apotheke aus Nordrhein-Westfalen mit Influenza-Impfstoffen beliefert. Die Krankenkassen des Landes, die die Versorgung erneut ausgeschrieben hatten, erteilten der Schloss Apotheke in Bergisch Gladbach den Zuschlag für das komplette Bundesland. Inhaber ist Markus Kerckhoff, Bruder des ehemaligen Avie-Geschäftsführers Dr. Thomas Kerckhoff.
Wie im Vorjahr gehen alle drei Losgebiete (Magdeburg, Halle, Dessau) an einen Vertragspartner. Insgesamt hatten sich sieben Apotheken an der Ausschreibung beteiligt. Boris Osmann, der mit seiner Stern-Apotheke in Magdeburg in dieser Grippesaison ganz Sachsen-Anhalt beliefert hat, zog den Kürzeren. Zuschlagskriterium war der günstigste Preis.
Anders als in dieser Saison, in der die Bedienung der Rezepte noch innerhalb von einem Tag vorgesehen war, muss die Apotheke laut Vertrag im kommenden Herbst und Winter erst 48 Stunden nach Eingang der Bestellung die Grippeimpfstoffe ausliefern. Kerckhoff arbeitet mit dem Logistiker Transoflex zusammen. Die Distanz zwischen Lieferant und Empfänger - zwischen Bergisch Gladbach und Magdeburg liegen mehr als 400 Kilometer - sieht Kerckhoff nicht als problematisch an: „Transoflex stellt die Belieferung täglich von Berlin bis Berchtesgaden sicher, somit gerne auch in Sachsen-Anhalt.“
Die Schloss-Apotheke wird die Impfstoffe von Novartis beziehen. Wie viele Impfdosen im kommenden Winter in Sachsen-Anhalt benötigt werden, kann nur geschätzt werden. Die Stern-Apotheke hat eigenen Angaben zufolge in der aktuellen Saison bislang 800.000 Dosen ausgeliefert; in der Ausschreibung war der Verbrauch für 2009/10 mit 925.000 Dosen angegeben.
Details zu Bestellung und Lieferung sollen in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Mit der Freigabe der ersten Chargen für kommenden Herbst ist im August zu rechnen. Kerckhoff sieht sich auf die neue Aufgabe gut vorbereitet: „Wir haben jahrelange Erfahrungen im Impfstoffgeschäft. Aktuell liefern wir 450.000 Dosen jährlich an arbeitsmedizinische Dienste und niedergelassene Ärzte aus.“ Die Kapazitäten hinsichtlich der Lagerung, der EDV und des Personals seien im Haus vorhanden.
Als größere Herausforderung sieht Kerckhoff die Kommunikation mit den Praxen. Die 2500 Ärzte, die sich nun erneut auf einen neuen Lieferanten einstellen müssen, sollen deshalb rechtzeitig informiert werden: „Es wird ein Kommunikationskonzept für alle Ärzte geben, das wir jetzt planen“, kündigte der Apotheker an. Neben schriftlichen Informationen soll eine Hotline für Fragen eingerichtet werden.
Zwar können die Ärzte auch in der kommenden Saison nicht verpflichtet werden, bei der Schloss-Apotheke zu bestellen. Die Kassen pochen aber auf den wirtschaftlichen Bezugsweg: „Jeder Arzt weiß, was die Folge unwirtschaftlichen Handels ist“, sagte ein Sprecher der IKK gesund plus.
Insgesamt erhoffen sich die Kassen Einsparungen von mindestens 50 Prozent im Vergleich zur Versorgung durch alle Apotheken. In der Saison 2009/10 hatten sie 17,6 Millionen Euro für Influenza-Impfstoffe ausgegeben. Durch die Ausschreibung konnte der Preis pro Impfdosis nach Angaben des IKK-Sprechers auf unter 10 Euro gesenkt werden. Zum genauen Preis wollte er sich nicht äußern.