Der Großhändler Noweda will Apotheken jetzt bundesweit beim Botendienst unterstützen. Bald soll jeder Kunde die Möglichkeit haben, den eigenen Botendienst von Noweda durchführen zu lassen. Spannend sind die rechtlichen Hintergründe der Arbeitsteilung.
Für viele Apotheken stelle der Botendienst eine große Herausforderung dar, mit Blick auf die Organisation und die entstehenden Kosten. Deshalb will die Genossenschaft ihre Kunden unterstützen. „Bis Ende 2020 wird so gut wie jede Apotheke, die durch Noweda beliefert wird, die Möglichkeit haben, ihren Botendienst durch uns organisieren und ausführen zu lassen“, so Kevin Stobbe, Betriebsleiter der Niederlassung Gießen/Langgöns und einer der beiden Projektverantwortlichen.
Bereits im Mai hatte die Noweda einen Feldversuch zu einem Pilotprojekt ausgeweitet. Jetzt folgt die nächste Zündstufe. „Unser Pilotprojekt, das wir in den letzten Monaten durchgeführt haben, hat sehr gute Ergebnisse gebracht, sodass wir das Angebot zügig über alle Niederlassungen ausrollen werden“, so Stobbe. Zur technischen Umsetzung arbeitet der Großhändler mit der Firma Bluebizz zusammen.
Das Unternehmen stellt die Software zur Verfügung, die auf dem Produkt ApoTune basiert. Was der Service die Apotheken kosten wird, verrät Noweda noch nicht. Nur so viel: Man könne den Service den teilnehmenden Apotheken „zu sehr überschaubaren Kosten“ anbieten, „weil vorhandene Logistikstrukturen genutzt werden“.
Spannend ist vor allem die rechtliche Frage: Denn der Botendienst wurde zwar im Oktober zur Regelleistung erklärt. In der entsprechenden Verordnung ist aber auch festgehalten, dass der Botendienst nur durch weisungsgebundenes Personal der beliefernden Apotheke erfolgen darf. Zudem muss eine ausreichende Beratung – gegebenenfalls bei der Auslieferung des Arzneimittels – sichergestellt werden.
Auf Nachfrage teilte die Noweda gegenüber APOTHEKE ADHOC mit: „Natürlich ist im Vorfeld eine eingehend rechtliche Prüfung erfolgt. Die Noweda arbeitet in dieser Sache mit dem Pharmarecht-Experten Dr. Morton Douglas zusammen. Die Botendienstfahrer nehmen grundsätzlich keine Rezepte entgegen. Bevor ein Patient die Lieferung der Apotheke erhält, muss das Rezept in der Apotheke vorliegen und die entsprechende pharmazeutische Beratung muss im Vorfeld durch die Apotheke erfolgt sein. Es handelt sich also um eine reine Logistikdienstleistung von der Apotheke zum Apothekenkunden, nachdem alle anderen Prozesse bereits abgeschlossen sind.“
Für die Noweda steht jedenfalls fest, dass der Service zum Botendienst für Apotheken deutliche Vorteile bietet: keine eigene Botendienststruktur und flexible Nutzung entsprechend der aktuellen Nachfrage. Komplizierte Softwareinstallationen seien nicht notwendig, die Kommunikation mit Noweda erfolge browserbasiert. Die Botendienstvereinbarung könne zudem monatlich gekündigt werden, so dass sich die Apotheken nicht auf lange Vertragslaufzeiten einlassen müssten. Will die Apotheke ihren eigenen Botendienst nicht ersetzen, kann sie den Noweda-Service auch temporär nutzen – etwa zu Urlaubszeiten oder in Phasen höherer Nachfrage.
Noweda-Chef Dr. Michael Kuck ist überzeugt, dass der Botendienst ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Apotheken gegenüber dem Versandhandel ist: „Wenn Apotheken flächendeckend Botendienste anbieten, stellen sie die Versender nicht nur bei Qualität und Geschwindigkeit der Versorgung, sondern auch beim Service in den Schatten. Natürlich wird es immer Menschen geben, die wegen ein bisschen Rabatt lieber bei einem Versender bestellen. Inzwischen wird aber immer deutlicher, dass Verbraucher vor allem einen guten Service zu schätzen wissen. Am Ende wird nicht der billigste gewinnen, sondern derjenige, der die beste Leistung bietet.“
Kuck sieht einen weiteren Vorteil in Verbindung mit dem, Zukunftspakt Apotheke. Dazu gehört die Plattform IhreApotheken.de. Für Patienten und Kunden sei diese Plattform natürlich umso attraktiver, je mehr Apotheken dort einen taggleichen Botendienst anbieten, so der Noweda-Chef.
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