Noweda setzt nach der Übernahme des Privatgroßhändlers Ebert+Jacobi den Rotstift an: Die Essener Genossenschaft schließt den Betrieb der Tochtergesellschaft Finze in der Oberpfalz. Als Gründe werden die wirtschaftliche Situation sowie die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks angegeben.
Der oberpfälzische Großhändler Finze gehört seit 2007 zu Ebert+Jacobi. Damals kamen rund 300 neue Apothekenkunden dazu. Mit der Niederlassung in Pfreimd war erstmals die flächendeckende Lieferung in Süd- und Mitteldeutschland gewährleistet. Der Standort im Landkreis Schwandorf soll Ende des Jahres geschlossen werden. Damit verbleiben drei Ebert+Jacobi-Standorte mit rund 2500 Kunden in Süd- und Mitteldeutschland.
Noweda-Chef Dr. Michael Kuck begründet die Schließung unter anderem mit den Mietverhältnissen: Die Genossenschaft habe den Anspruch, „ihre Standorte dauerhaft auf eigenen Grundstücken und in eigenen Gebäuden zu betreiben“. Da der Mietvertrag Ende Juni automatisch verlängert worden wäre, stand die Frage nach der Fortführung im Raum. „Leider war es nicht möglich, Betriebsgelände und -gebäude in Pfreimd vom Eigentümer zu angemessenen Konditionen zu erwerben“, so Kuck. Die Niederlassung soll knapp profitabel gelaufen und sogar das Sortiment aufgestockt worden sein.
Für die Apothekenkunden in der Region entstehe durch die Schließung kein Nachteil, versichert der Noweda-Chef. „Sie können, sofern gewünscht, problemlos aus den umliegenden Noweda-Niederlassungen in Bergkirchen, Würzburg und Rossau beliefert werden.“ Die knapp 80 Mitarbeiter an dem Standort können auf Wunsch laut Noweda in einer anderen Niederlassung des Großhändlers anfangen.
Für die Schließung spricht laut Noweda-Vorstand Karl Josef Paulweber aber auch die aktuelle Situation des Standorts. Hohe Investitionen wären künftig erforderlich geworden. „Für eine wirtschaftlich sinnvolle Fortführung der Gesellschaft wären in den nächsten Monaten und Jahren erhebliche Aufwendungen erforderlich“, sagt er. An dem gemieteten Standort sei das nicht nachhaltig. Paulweber ist für alle baulichen und technischen Anforderungen in den Niederlassungen verantwortlich.
Noweda hatte Ebert+Jacobi Ende 2016 übernommen. Der Privatgroßhändler mit Sitz in Würzburg galt mit Abstand als führender Familienbetrieb unter den vollversorgenden Privaten. Es war der letzte große Coup des scheidenden Noweda-Chefs Wilfried Hollmann. Die Essener stärkten mit der Übernahme ihren Platz 2 hinter Phoenix aus Mannheim.
Mit der Übernahme des Privatgroßhändlers durch Noweda änderten sich die Verhältnisse nicht nur in Bayern: Der Großhandelsverbund Pharma Privat verlor ein Drittel seines Umsatzes und seine Flächendeckung. Seit 1984 war Ebert+Jacobi Gesellschafter des Kooperationsverbundes Pharma Privat. In Bayern gibt es für die Apotheken keine inhabergeführte Alternative mehr.
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