Als führender OTC-Versender ist die Shop-Apotheke einer der größten Kunden der Pharmaindustrie – und trotzdem gelegentlich auf kleine Kunstgriffe angewiesen, wenn es darum geht, Ware zu besorgen. Jedenfalls kauft die niederländische Versandapotheke einen Teil ihrer Bestände über Umwege ein.
Vor dem Börsengang hatte die Shop-Apotheke angegeben, in den vergangenen 15 Jahren ein Netzwerk mit 280 aktiven Lieferanten aufgebaut zu haben. Dazu gehörten führende internationale OTC-Hersteller genauso wie „alle führenden deutschen Großhändler“. 80 Prozent des Einkaufsvolumens seien 2015 mit fünf Lieferanten abgewickelt worden.
Von den „führenden deutschen Großhändlern“ waren nicht alle erfreut, derart mit der niederländischen Versandapotheke in Verbindung gebracht zu werden, die zum Pharma-Zalando in Kontinentaleuropa werden will. Namentlich die beiden Genossenschaften Sanacorp und Noweda wiesen auf Nachfrage die Behauptung als unwahr zurück.
Auf der Hauptversammlung wurde CEO Michael Köhler daher gefragt, wie die eigenen Ausführungen und die Dementi miteinander in Einklang zu bringen seien und welchen Einfluss die Debatte für das operative Geschäft habe. Immerhin bezieht auch die Europa Apotheek Venlo (EAV) ihre Ware über die Shop-Apotheke.
Der Vorstandschef hatte eine Erklärung parat: Ein kleineres Einkaufsvolumen werde über ein Netzwerk von Apotheken bezogen, die wiederum bei dem genannten Großhändler einkauften. Mehr als ein paar tausend Euro kämen hier aber nicht zusammen, ein etwaiger Wegfall dieses Kanals wäre für das Geschäft zu vernachlässigen, so Köhler. Außerdem sei das genannte Unternehmen zwar ein großer deutscher Großhändler, aber keinesfalls ein führender europäischer Großhändler. Die Tatsache, dass er die Shop-Apotheke nicht direkt, sondern nur indirekt beliefere, sei für das eigene Geschäft unerheblich. Im Übrigen habe man die Zahl der Lieferanten mittlerweile auf 300 ausgebaut.
Bei der Noweda will man auch von dem nachträglichen Erklärungsversuch nichts wissen: Er könne nicht nachvollziehen, auf welchen Sachverhalt die Shop-Apotheke anspiele, so Vorstandschef Dr. Michael P. Kuck. Wenn Köhler der Meinung sei, von Noweda beliefert zu werden, dann solle er doch Ross und Reiter nennen. Es sei erklärte Geschäftspolitik der Noweda, die großen europäischen Versender wie DocMorris oder die Shop-Apotheke nicht zu beliefern. „Diese Unternehmen praktizieren einen unfairen Wettbewerb mit den Vor-Ort-Apotheken. Wir haben keinerlei Interesse, die Glaubwürdigkeit der Noweda als apothekereigenes Unternehmen aufs Spiel zu setzen.“
Kuck: „Insofern können wir ausschließen, dass die Shop-Apotheke von einer Niederlassung der Noweda direkt oder indirekt beliefert wird. Es gibt keine Geschäftsbeziehung zwischen der Noweda und der Shop-Apotheke.“ Wer etwas Anderes behaupte, solle auch Beweise für seine Aussagen liefern.
Vermutungen, dass die Apotheke der Ehefrau von EAV-Geschäftsführer Dr. Robert Hess im Frankfurter Vorort Kriftel involviert sein könnte, weist dieser zurück: „Es werden keinerlei Waren von einer Apotheke in Kriftel für EAV oder Shop-Apotheke eingekauft, vermittelt oder in sonstiger Weise vertrieben.“
Hess hatte die EAV gemeinsam mit Köhler und Klaus Gritschneder gegründet; er ist außerdem Inhaber einer Firma, über die der Einkauf abgewickelt wird, wenn ein Hersteller nicht nach Holland liefern kann oder darf. Wegen interner Vorschriften haben verschiedene Firmen keine Exporterlaubnis beantragt – ein Beispiel ist Berlin-Chemie. Bei DocMorris gibt es mit Centropharm eine ähnliche Konstruktion.
Die Shop-Apotheke war 2002 aus der Kölner Fortuna Apotheke heraus gegründet und 2009 von der EAV übernommen worden. Das OTC-Geschäft wurde vor einem Jahr an die Börse gebracht, gerade wurden die beiden Versender wieder vereint. Die Altgesellschafter um Köhler halten nach wie vor die Mehrheit der Anteile.
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