Interview Noweda

Hollmann: „Hier zittert keine Glühbirne“

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Berlin -

Abgesehen von einem kurzen Gesine-Intermezzo ist der Großhandelsmarkt in Deutschland seit Jahren ziemlich homogen. Jetzt setzt mit AEP die österreichische Post einen Fuß in das hart umkämpfte Geschäft. Die Apotheken sollen vor allem mit günstigen Konditionen gelockt werden und dafür auf Leistungen verzichten. Die Branche nimmt es bislang gelassen auf. APOTHEKE ADHOC fragte Noweda-Chef Wilfried Hollmann, wie er die Situation einschätzt.

ADHOC: Sie bekommen Konkurrenz. Nervös?
HOLLMANN: Nein. Ich mache mir keine allzu großen Sorgen. Keiner in der Branche hat nennenswerte Angst. Eher ein müdes Lächeln: Da kommt wieder jemand, um Geld zu verbrennen. Wenn die Wirtschaftspresse schreibt, es habe ein Erdbeben gegeben, dann wurde auf der nach oben offenen Skala noch nicht einmal die 1 erreicht. Ganz ehrlich, hier hat keine Glühbirne gezittert.

ADHOC: Kann man Ihnen glauben, dass Sie das völlig kalt lässt?
HOLLMANN: Natürlich machen wir uns Gedanken, wenn die österreichische Post mit Trans-o-flex und vermeintlichen Großhandelsexperten in den deutschen Markt einsteigen will. Haben die Interesse an pharmazeutischem Großhandel oder nur am Päckchenverteilen? Und morgen dann auch an Endkunden? Meine einzige Sorge ist, dass die Apotheken nur die österreichische Post schlau machen.

ADHOC: Wieso ist ein Discount-Großhändler keine Gefahr?
HOLLMANN: AEP will im Markt etwas anbieten, was der Markt nicht braucht. Wenn diese Leistung erwünscht wäre, hätte der Markt sie schon geliefert. Aber diese Nachfrage hat es nie gegeben. Mag sein, dass es bei dem einen oder anderen solche Gedankenspiele gab, aber letztlich hat das keiner umgesetzt.

ADHOC: AEP versucht es jetzt.
HOLLMANN: Für mich ist das eine Aufforderung zur Rosinenpickerei. Denn AEP wird nicht zu 100 Prozent liefern können, wenn es nur eine Tour am Tag gibt. Wenn die Apotheke dann zwischendurch einen Bedarf hat, muss ein anderer Großhändler einspringen. Doch beim Zweitgroßhändler gibt es immer deutlich weniger Rabatt, unter 20.000 Euro Umsatz vermutlich überhaupt keinen. Ich glaube nicht, dass sich das in der Summe für Apotheken lohnt. Die Apotheken werden nicht profitieren.

ADHOC: Wird sich der Markt verändern?
HOLLMANN: Vor allem werden die anderen Anbieter nicht bereit sein, in der genannten Konstellation Service und Beratung auf dem aktuellen hohen Niveau zu halten. Die Gefahr ist, dass irgendwann alle ihren Service herunterfahren. Wenn diese Leistungen abgebaut werden, haben die Apotheker mit Zitronen gehandelt.

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