Noweda-Befragung: Genial, sinnlos, scheinheilig APOTHEKE ADHOC, 07.07.2015 09:57 Uhr
Im Kampf gegen Retaxationen bekommen die Apotheker Unterstützung von unerwarteter Seite: Die Noweda erarbeitet ein Argumentationspapier, das den Apotheken bei ihrer politischen Arbeit helfen soll und ihre Position in der Debatte mit Krankenkassen verbessern soll. Die Meinungen über die Maßnahme sind gespalten. Manche Kollegen sind dankbar für die Unterstützung, andere würden sich wünschen, die Großhändler würden selber fair spielen.
In der vergangenen Woche startete die Noweda eine Befragung unter ihren Kunden, um die größten Konfliktpotenziale mit Krankenkassen herauszufinden. Außerdem will der Großhändler die schlimmsten Retax-Kassen identifizieren. 56 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC begrüßten das Ansinnen der Noweda, 43 Prozent lehnen es tendenziell ab.
20 Prozent der Befragten empfinden die Maßnahme als „geniale Aktion“: Die Noweda kämpfe für die Apotheker. Weitere 25 Prozent nehmen den Vorstoß wohlwollend zur Kenntnis: „Warum nicht, jede Hilfe ist willkommen.“ 11 Prozent finden, das sei zwar eine „nette Geste, wird aber leider nichts bringen“.
26 Prozent der Teilnehmer sind dagegen der Ansicht, eine derartige Erfassung zu Retaxationen sei Aufgabe des DAV: „Was soll das?“, fragen sie. 17 Prozent finden den Angriff auf die Retax-Kassen durch die Noweda sogar scheinheilig: „Die Großhändler sollen sich selbst fair verhalten“. Am 3. und 4. Juli nahmen 220 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.
In seinem Brief an die Apotheker zeigte Noweda-Chef Wilfried Hollmann Verständnis für den regelmäßigen Ärger der Apotheker mit den Krankenkassen, sei es wegen der Umsetzung der Rabattverträge oder anderer formeller Vorgaben. Die Folge seien ungerechtfertigte Retaxationen und Streit um die Leistungsvergütung, schreibt er. „Mit ihrem fragwürdigen Geschäftsgebaren machen die Krankenkassen nicht nur den Apotheken das Leben schwer, darüber hinaus beschädigen sie deren Image“, so Hollmann. Dagegen will er nun gemeinsam mit Professor Dr. Andreas Kaapke und dessen Beratungsunternehmen ein Zeichen setzen.
Hollmann und Kaapke wollen mit der Aktion nach eigenem Bekunden das „Geschäftsgebaren und Fehlverhalten der Krankenkassen“ untersuchen. Die kritischen Aspekte sollen in das Argumentationspapier einfließen, das die Apotheker im Alltag und gegenüber der Politik unterstützen soll.
Zunächst sollen die Apotheker anhand einer Liste bewerten, in welchen Bereichen es mit den Krankenkassen am häufigsten zu Berührungspunkten kommt. Aus den Ergebnissen soll eine Rangliste erstellt werden. Außerdem sollen die Apotheken angeben, zu welchen drei Kassen sie „ein besonders konfliktträchtiges Verhältnis“ haben. Aber auch drei positive Beispiele sollen genannt werden. Auch nach der Häufigkeit und Höhe der Retaxationen erkundigt sich der Großhändler. Für eine Einordnung sollen die Apotheken auch angeben, wie viele Rezepte sie jährlich beliefern und welchen monetären Schaden sie im selben Zeitraum aufgrund von Retaxationen haben.