Botendienst in der Corona-Krise

Noventi wirbt für Konkurrenz-Apps

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Berlin -

In der Corona-Krise haben viele Apotheken ihren Botendienst ausgebaut, um besonders gefährdeten Menschen den Weg in die Apotheke zu ersparen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will das per Verordnung mit einem zusätzlichen Botendiensthonorar unterstützen. Die Krankenkassen protestieren. Der Apothekendienstleister Noventi hält dagegen und bewirbt „die App-otheke fürs Sofa“. Das Besondere an den Plakaten: Auch die Angebote von Mitbewerbern werden beworben – mit einer prominenten Ausnahme.

Die „Initiative gegen Corona“ hat Noventi ins Leben gerufen und mit der „Bild“-Zeitung, Wall und Facebook schon namhafte Partner an Bord geholt. Bislang gab es verschiedene Anzeigen in den Medien sowie Plakate für alle Apotheken – etwa das Motiv „Bring Corona nicht zur Oma“. Jetzt bekommen alle rund 19.000 Apotheken ein neues Schaufensterplakat, die auf kostenfreie Apps hinweisen. Und dies wettbewerbsübergreifend. Namentlich genannt werden die eigene App callmyApo sowie Apojet des ARZ Darmstadt und „deine Apotheke“ von Phoenix.

Die Auswahl ist Noventi zufolge zufällig erfolgt, man habe einfach einen kleineren und einen größeren Anbieter beispielhaft ergänzt, heißt es auch Nachfrage. Die beiden anderen Anbieter seien vorab auch gar nicht gefragt worden. Die Alternative wäre gewesen, gar keine App konkret zu benennen, denn es gehe ja gerade nicht um Werbung, sondern um eine allgemeine Hilfestellung.

Ganz zufällig dürfte es trotzdem nicht passiert sein, dass das Portal „IhreApotheken“ von Noweda keine Erwähnung auf dem Plakat findet. Der Großhändler ist im Zukunftspakt mit dem Burda-Verlag größter Konkurrent der Initiative Pro AvO, der auch Noventi angehört – neben dem Wort & Bild Verlag, BD Rowa, Gehe und Sanacorp.

Auf dem aktuellen Plakat heißt es: „Zur Aufrechterhaltung der Arzneimittelversorgung soll das Infektionsrisiko durch reduzierte Apothekenkontakte verringert werden. Deshalb fordert das BMG den Botendienst durch Ihre Apotheke vor Ort. Daher empfehlen wir kostenlose Apps zur Medikamenten-Vorbestellung. Damit können Sie im Vorfeld klären, ob Ihr Medikament in Ihrer Apotheke vor Ort erhältlich ist und Sie sparen sich so unnötige Wege. Außerdem lassen sich über die App Medikamente kostenlos und bequem vorbestellen.“

Die Botendienst-Eilverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) will Noventi nach eigenen Angaben bewusst mit dieser wettbewerbsübergreifender Aktion unterstützen. Mit der Aufklärungskampagne „Die App-otheke fürs Sofa“ würden Patienten auf kontaktfreie Möglichkeiten der Medikamenten-Vorbestellung aufmerksam gemacht, um so die Apotheken vor Ort zu entlasten und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, so Noventi.

Es gehe nicht um Werbung für Unternehmen oder Produkte machen, mit der Kampagne wolle man einen Beitrag leisten, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter aufrechtzuerhalten, beteuert Noventi CEO Dr. Hermann Sommer. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Aufklärungskampagne wettbewerbsübergreifend zu gestalten. Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen sind eine der größten Herausforderungen in Deutschland und weltweit. Das Coronavirus kann nur durch ein hohes Maß an Solidarität und Verantwortung sowie durch die Bündelung von Innovationen besiegt werden“, so Sommer.

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