Bei der Noventi ist es zu einer gravierenden Panne bei der Umsetzung des Sanierungsprogramms gekommen. Ausgerechnet Menschen mit Schwerbehinderung und Angestellte mit Kindern sollen nach Informationen von APOTHEKE ADHOC nun weniger Abfindung erhalten als zunächst angekündigt.
Bis zu 460 Mitarbeiter:innen müssen die Noventi im Rahmen der Sanierung verlassen. Im ersten Schritt wurde etwa die Hälfte über die bevorstehende Trennung bereits informiert. Angestellten in Probezeit soll sofort gekündigt werden, allen anderen wird ein Angebot gemacht: Sie können entweder in eine Transfergesellschaft wechseln, in der sie für den Zeitraum von bis zu einem Jahr 80 Prozent ihres Gehalts beziehen, ohne arbeiten zu müssen. Alternativ können sie mit einer erhöhten Abfindung sofort gehen.
In der mit dem Gesamtbetriebsrat geschlossenen Vereinbarung war unter anderem eine Sonderzahlung in Höhe von 1500 Euro für Menschen mit einer Schwerbehinderung vorgesehen. Denselben Betrag sollten Angestellte mit Kindern für jedes Kind erhalten. Entsprechend erhielten diese Betroffenen in der vergangenen Woche ein Angebot zum freiwilligen Ausscheiden.
Doch jetzt will Noventi zurückrudern: „Leider entspricht die Berechnung der dort aufgeführten Abfindungsbeträge nicht dem Sozialplan beziehungsweise der Gesamt-Betriebsvereinbarung zum Freiwilligen Ausscheiden, weil bei der Berechnung ein Fehler unterlaufen ist“, heißt es in einem internen Schreiben. Es sei eine Kalkulation gewählt worden, die zu einem nicht korrekten Ergebnis geführt hat. „Wir bedauern außerordentlich, dass eine Korrektur notwendig ist und entschuldigen uns dafür.“
Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC wurde die Sonderzahlung auf den Grundbetrag aufgeschlagen, bevor dieser mit dem Faktor Betriebszugehörigkeit multipliziert wurde. Vorgesehen war eigentlich, die Sonderzahlung erst zum Schluss aufzuschlagen.
Aufgrund dieses Fehlers wurde den betroffenen Mitarbeiter:innen in der vergangenen Woche eine deutlich höhere Abfindung in Aussicht gestellt, als sie nun erhalten sollen. Die Kürzung soll je nach Einzelfall bis zu knapp 50 Prozent betragen, was schnell zu fünfstelligen Beträge als Differenz führen kann. 57 Mitarbeiter:innen sind betroffen, also etwa ein Viertel alle Angestellten, die schon über die Kündigung informiert wurden.
Die betroffenen Mitarbeiter:innen sollen nun korrigierte Abfindungsbeträge erhalten. Alle anderen bisher übermittelten Dokumente seien „nunmehr ungültig“, heißt es in dem Schreiben. Die Anpassung betreffe nur die Abfindungsbeträge, weitere Änderungen gebe es nicht. „Auch die weitere Vorgehensweise bezüglich der Unterzeichnung der Dokumente behält Gültigkeit“, heißt es.
Intern hat die Anpassung für Bestürzung gesorgt. Immerhin wurden der Stellenabbau und die Berechnungen für die Abfindungen seit Monaten verhandelt. Unverständnis besteht nicht nur darüber, wie dieser Fehler passieren konnte, sondern auch, dass und wie er jetzt korrigiert werden soll. Noventi hat bestätigt, dass es bei der Umsetzung des Sozialplans diesen Fehler gegeben hat und er jetzt korrigiert werde.
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