Noventi: Überschuldung steigt weiter Patrick Hollstein, 27.06.2024 09:35 Uhr
Noventi hat 2023 wieder mit einem zweistelligen Millionenverlust abgeschlossen. Dieser ist laut Management aber geringer ausgefallen als erwartet: Statt der ursprünglich einkalkulierten 18 Millionen Euro standen unter dem Strich 11 Millionen Euro als Fehlbetrag. Dadurch ist die bilanzielle Überschuldung weiter gestiegen.
Noventi steht seit zwei Jahren wirtschaftlich angeschlagen da, mit dem Sanierungsprogramm „Fokussierung 2025“ soll aufgeräumt werden. Ursprünglich hatte das Management möglichst viel in seinen Jahresabschluss für das Jahr 2022 packen wollen: 133 Millionen Euro standen damals als Verlust unter dem Strich, „in diesem Abschluss ist alles drin“, hatte Finanzvorstand Frank Steimel versichert. Allerdings hatte er schon damals in Aussicht gestellt, dass es auch 2023 noch einmal rote Zahlen geben würde.
Und tatsächlich weist Noventi erneut einen Verlust von 11 Millionen Euro aus. Dieser sei allerdings rund 40 Prozent niedriger ausgefallen als ursprünglich geplant, so Steimel. Auf der Kostenseite fiel der Personalaufwand nach der Kündigungswelle mit 117 Millionen Euro deutlich niedriger aus als im Vorjahr, auch die Abschreibungen und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen mit 15 beziehungsweise 85 Millionen Euro weit unter dem Vergleichszeitraum. Die Zinsen haben sich auf 37 Millionen Euro fast vervierfacht.
Durch den neuerlichen Verlust ist die Überschuldung weiter gestiegen: Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag stieg von 27 auf 38 Millionen Euro. Wie im Vorjahr wird ein Bilanzverlust von 98 Millionen Euro ausgewiesen. Die Verschuldung kletterte von 853 auf mehr als eine Milliarde Euro; allerdings ist unklar, wie viel davon auf die Unternehmensfinanzierung entfällt: Im Geschäftsbericht sind für das Zahlenwerk nur noch drei Seiten vorbehalten; Erläuterungen gibt es zu den Finanzen nicht.
„Trotz des Jahresverlustes der Noventi Health SE ergeben sich für Noventi und die vollständige Absicherung des Rezeptabrechnungsgeschäfts keine Einschränkungen für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus, ganz im Gegenteil: Wir werden wieder in unsere IT und die Kern-Produkte investieren. Unser Ziel ist es, nach der Abrechnung auch im Bereich Warenwirtschaft Markt- und Qualitätsführer zu werden, um so noch mehr Kundinnen und Kunden von Noventi zu überzeugen,“ so CEO Mark Böhm.
Den Umsatz konnte Noventi im Geschäftsjahr 2023 um 12 Prozent auf 262 Millionen Euro steigern, das Abrechnungsvolumen lag unverändert bei rund 31 Milliarden Euro. Noventi ist damit nach eigenen Angaben weiterhin das größte Abrechnungsunternehmen und marktführend im Bereich der Warenwirtschaftssysteme in Deutschland. Sorgenkind ist nach wie vor der Bereich der Warenwirtschaft, während das Abrechnungsgeschäft läuft – hier wurde laut Steimel 2023 ein Gewinn in Höhe von 29,4 Millionen Euro erwirtschaftet.
„Wir haben unsere Einnahmen 2023 maßgeblich gesteigert und gleichzeitig unsere Ausgaben signifikant reduziert. Nach nur wenigen Monaten haben wir bereits gesehen, dass unsere Strategie aufgeht“, so Steimel. „Das verdeutlichen die übertroffenen Planzahlen und zeigen ein sehr deutliches Signal für die positive Wende. Nun verfolgen wir mit Hochdruck das Ziel, für das Gesamtjahr – also 2024 – wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Wir sind zufrieden mit den Etappenzielen.“
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Management beim Gesamtjahresergebnis wieder einen Gewinn. Das zeigten kumulierte Daten inklusive Mai: Auch bei der Umsatzentwicklung sei das Jahr positiv im Vergleich zu 2023 gestartet. „Gegenüber 2023 ist die bisherige Umsatzentwicklung im laufenden Jahr um 4 Prozent gestiegen“, so Steimel.