Preisanstieg im November

Noventi und Awinta werden teurer

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Berlin -

Das Rechenzentrum Noventi und das zur Gruppe gehörende Softwarehaus Awinta ziehen die Preise deutlich an. Ab November sollen die Gebühr pro Rezept erhöht und neue Pauschalen eingeführt werden. Auch die Kosten für die Warenwirtschaft steigen. Als Grund nennt Noventi die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und relevante Kostensteigerungen. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC haben mehrere größere Gruppen bereits widersprochen.

Bei Awinta wird ab November eine monatliche Gebühr als „Software-Service“ von 12,50 Euro pro Arbeitsplatz fällig, die bislang 10 Euro betrug. Die Antiviren-Lizenz schlägt zusätzlich mit 1,75 Euro pro Kassenplatz zu Buche (bislang 1,25 Euro).

Umfangreicher sind die Preissteigerungen in der Rezeptabrechnung. Als „Energiekostenpauschale“ verlangt Noventi künftig eine monatliche Gebühr von 12,91 Euro. Dazu kommt eine „Handlingspauschale“ von 0,02 Euro pro Rezept. Die ersten beiden Rezeptabholungen im Monat kosten inklusive Versicherung jeweils 11,40 Euro, jede weitere Sonderabholung 25 Euro.

Gebühren für Abholung

Die Rezeptrücksendung schlägt für bis zu drei Rezepte im Monat mit 9,90 Euro zu Buche, jedes weitere Rezept kostet 0,98 Euro. Für jede Rezeptanforderung kassiert Noventi 2,95 Euro. Wer für die Verarbeitung von E-Rezepten das „apothekeOnline Kundenportal“ und das „rezeptArchiv“ nutzen will, zahlt eine monatliche Gebühr von 19,90 Euro beziehungsweise 12,90 Euro.

Noventi nennt als Begründung für die Preiserhöhung das „aktuelle Weltgeschehen und die wirtschaftliche Entwicklung in Europa“. Dies führe zu „enormen Kostensteigerungen, insbesondere bei den Material-, Energie-, Produktions- und Lieferkosten“. Hinzu kommen laut dem Schreiben an die Kundschaft „die gestiegenen Personalkosten und die Inflation, die sich auf unsere Kosten auswirken“.

Preisanstieg am 1. November

Die gesamte Gesundheitsbranche und Noventi selbst blieben von diesen Entwicklungen nicht unberührt, „sodass auch wir uns mit relevanten Kostensteigerungen konfrontiert sehen“. Nur ein Teil davon ist laut Noventi über Einsparungen zu kompensieren. Die Apotheken werden darauf hingewiesen, dass sie der Preisanpassung bis zum 1. November noch schriftlich widersprechen können. Auch ein Sonderkündigungsrecht wird den Kund:innen eingeräumt. Wer beides nicht tut, akzeptiert die Preissteigerung.

Sollte Noventi die Preisanpassungen durchsetzen können, würde das einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen spülen. Doch mindestens zwei größere Apothekenverbünde haben der Anpassung offenbar schon widersprochen. Und der Außendienst spricht in Apotheken schon besorgt von einem drohenden Stellenabbau größeren Umfangs.

Druck vom Aufsichtsrat?

Insider berichten, dass der Aufsichtsrat zuletzt Druck auf den Vorstand gemacht haben soll. Denn die Erträge stimmen nicht, steigende Personalkosten und das veränderte Zinsniveau könnten das Unternehmen weiter belasten. Ein Problem: Noventi hatte sich im Zuge der AvP-Pleite vor zwei Jahren mit extrem niedrigen Konditionen Marktanteile gekauft. Die häufig auf fünf Jahre geschlossenen Verträge liegen dem Konzern jetzt auf Ertragsseite schwer im Magen.

Castro: Moderate Verteilung der Kosten

Auf Anfrage teilte Noventi mit, dass die Preisanpassung kundenunabhängig erfolge und ausgewählte Produkte und Dienstleistungen betreffe. „Je nachdem welche Produkte und Dienstleistungen genutzt werden, kann es sein, dass die einzelnen Kundinnen und Kunden teilweise in unterschiedlichem Maße davon betroffen sind.“ Finanzvorstand Victor Castro sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Im Sinne der Kundinnen und Kunden haben wir nicht alle Preise angepasst, sondern uns dazu entschlossen, eine moderate, punktuelle Verteilung der Kosten vorzunehmen. Bei der Anpassung haben wir großen Wert daraufgelegt, diese individuell und sorgsam vorzunehmen.“

In der Branche wird das Sparpaket daher als Notbremse interpretiert. Denn einerseits ist der Zeitpunkt so kurz vor der Expopharm ungewöhnlich für eine recht massive Preissteigerung. Andererseits scheint es sich um eine kurzfristige Maßnahme zu handeln, da der Noventi-Außendienst bis vor Kurzem noch mit sehr aggressiven Angeboten im Markt unterwegs gewesen sein soll.

Ein Apothekenberater vermutet, dass der Umkehrschwung von Noventi neue Wechselbewegungen auslösen könnte. Andererseits dürften die Mitbewerber ebenfalls mit höheren Kosten zu kämpfen haben. Den Apotheken droht also nach den Konditionenkürzungen beim Großhandel und den Sparplänen der Regierung womöglich der nächste finanzielle Treffer.

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