Noventi: Kahlschlag bei den Softwarelinien Alexander Müller, 10.01.2023 13:03 Uhr
Noventi plant nicht nur einen radikalen Stellenabbau, sondern will sich im Zuge der Restrukturierung auch von drei Softwarelinien trennen: Jump, Pharmasoft und Infopharm werden nicht weiterentwickelt und sollen nach Möglichkeit verkauft werden.
Im Bereich der Warenwirtschaft will sich Noventi laut dem Sanierungskonzept „Fokussierung 2025“ auf die Entwicklung von Prokas und AwintaOne fokussieren. Die Linien Jump, Infopharm und Pharmasoft werden nicht weiter ausgebaut, „sondern nur noch gemäß den gesetzlichen Vorgaben in Betrieb gehalten“, heißt es in einem internen Schreiben.
Laut Plan will sich Noventi von bis zu 460 Mitarbeiter:innen trennen. „Inwieweit es zu diesem Gesamt-Personalabbau tatsächlich kommt, hängt hauptsächlich von der weiteren Entwicklung im Produktbereich ab, insbesondere von den drei Warenwirtschaftslinien-Linien Jump, Pharmasoft und Infopharm. Wir setzen alles daran, die drei Warenwirtschaftslinien durch einen Verkauf zu erhalten und die Arbeitsplätze dadurch zu sichern.“ 2023 sollen zudem Produkte aus Wirtschaftlichkeitsgründen eingestellt werden.
Die Position als größte Anbieter von Warenwirtschaftssystemen im Markt hat Noventi auch mit Zukäufen erreicht. Deshalb gab es im Haus fünf verschiedene Produktlinien: Asys, Infopharm, Jump, Pharmasoft und Prokas. Der Plan war eigentlich, diese schrittweise auf das gemeinsame System AwintaOne zusammenzuführen. Asys wurde bereits ab 2017 umgestellt, die anderen Systeme sollten folgen. Doch das Projekt wurde beerdigt und zunächst alle Linien weitergeführt. Jetzt zieht Noventi die Reißleine.
Noch im Sommer hatte das Management erklärt, dass neben der Rezeptabrechnung auch die Warenwirtschaft zum Kerngeschäft gehört, auf das man sich konzentrieren wolle. Allerdings stellte sich schon damals die Frage, von welchen Bereichen sich Noventi überhaupt trennen könnte. Im Bereich der Abrechnung gelten die Sonstigen Leistungserbringer als besonders attraktiv; der Konkurrent ARZ Haan etwa hatte vor Jahren sogar seine Softwaresparte Lauer-Fischer verkauft, um Zukäufe finanzieren zu können.
Da die Warenwirtschaft wiederum seit längerem ein Problemfall ist, stellt sich die Frage, ob sich für die ausgemusterten Systeme überhaupt ein Käufer finden lassen wird.