Noventi gewinnt 1500 AvP-Apotheken Patrick Hollstein, 28.06.2021 08:00 Uhr
Wie kein anderes Rechenzentrum hat Noventi von der Pleite des Mitbewerbers AvP profitiert: Knapp 1500 Apotheken konnten im vergangenen Jahr als Neukunden gewonnen werden.
8307 Apotheken rechneten Ende 2020 über Noventi ab, das waren 1479 mehr als zu Jahresbeginn. Vor allem die AvP-Pleite hat der Gruppe neue Kunden gebracht: 1327 Apotheken wechselten zu Noventi, dazu kommen 152 Krankenhausapotheken. Aus dem Stand hat es Noventi mit der Übernahme des Geschäftsbereichs zum Marktführer in dem neuen Segment gebracht: Jede zweite Klinikapotheke ist jetzt Kunde.
Noventi hatte seine Vertriebsaktivitäten nach der AvP-Pleite intensiviert und mit Kampfpreisen und dem Versprechen auf Vorauszahlung der Abschläge innerhalb von 24 Stunden geworben. Zumindest in Einzelfällen hatte Noventi Apotheker:innen sogar deren Forderungen gegen AvP abgekauft. Kurz vor dem Scharfstellen des E-Rezepts hatte der Marktführer ganz offensichtlich das Ziel verfolgt, möglichst viele AvP-Kunden zu gewinnen.
Noch schlagen sich die Neukunden nicht im Umsatz nieder, denn die Verträge wurden erst im dritten oder vierten Quartal geschlossen. Die Erlöse aus dem Abrechnungsgeschäft mit Apotheken lagen mit 48,4 Millionen Euro zunächst nur 5 Prozent über Vorjahr. Im Bereich der sonstigen Leistungserbringer lagen die Umsätze mit 63,3 Millionen Euro annähernd auf Vorjahresniveau.
Auch die Softwaresparte Awinta konnte deutlich zulegen: Mit 5200 Kunden konnten hier die Umsätze um 14 Prozent auf 83,2 Millionen Euro gesteigert werden.
Insgesamt erzielte Noventi einen Konzernumsatz von 202 Millionen Euro, davon entfallen 109 Millionen Euro auf das Abrechnungsgeschäft, 77 Millionen Euro auf Apotheken-EDV und 13 Millionen Euro auf den Bereich Branchensoftware. Im Ausland wurden insgesamt 4,4 Millionen Euro erlöst. Der Konzernüberschuss lag bei 1,7 Millionen Euro – insgesamt sind die Zahlen der Gruppe wegen der Verschmelzung der beiden Holdingggesellschaften nicht zu vergleichen.
Der Umsatz soll auch in diesem Jahr wachsen. Größtes Risiko im Apothekenmarkt ist aus Sicht des Managements die Abwanderung von Rezepten an den ausländischen Versandhandel, das durch die Einführung des E-Rezeptes noch einmal erhöht werde. „Hier schafft die Noventi neue Lösungen, die es ermöglichen, Rezepte vom ausländischen Versandhandel in die Apotheke vor Ort zurückzuholen, und die Apothekerinnen und Apotheker, unter Einbringung ihrer pharmazeutischen Kompetenz, in einer neuen Rolle im deutschen Gesundheitssystem zu positionieren.“