Noventi will sich aus dem Factoring zurückziehen – und weil das Geschäft damit immer weniger lukrativ wird, will die DZ Bank nicht mehr Finanzierungspartner sein. Eine Lücke ergibt sich nach dem Ausstieg des Kreditinstituts nach Unternehmensangaben nicht: Laut Michael Gabler, Geschäftsführer von Noventi HealthCare, kann das Programm bis zum Auslaufen aus eigenen Kreditlinien finanziert werden.
„Factoring Plus“ heißt das Programm, mit dem sich Kunden seit 2019 den Einkauf beim Großhandel für bis zu drei Monate vorfinanzieren lassen konnten. „Im Rahmen von Factoring Plus erwirbt Noventi als Factor die Forderungen der Lieferanten – in diesem Fall Pharmagroßhändler – gegen die Apotheke und zahlt sofort an den Lieferanten aus“, erklärt Gabler das Konzept. „Die Apotheke begleicht die Forderungen gegenüber dem Factor zu einem späteren Zeitpunkt und gewinnt in der Zwischenzeit finanzielle Flexibilität.“
Zur Refinanzierung dieser Einkaufsfinanzierungslösung wurde laut Gabler in Zusammenarbeit mit einem deutschen Bankinstitut ein ABCP-Programm („asset backed commercial paper“) aufgelegt. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC handelt es sich um die DZ Bank – dem Vernehmen nach gibt es in den Verträgen eine Klausel, die eine vorzeitige Kündigung ermöglicht, sobald das Kreditvolumen unter 20 Millionen Euro fällt. Gabler wollte diesbezüglich keine Zahlen nennen.
Er räumt aber ein, dass die Nachfrage nach „Factoring Plus“ hinter den Erwartungen geblieben sei. Im Rahmen der Unternehmensstrategie „Fokussierung 2025“ habe Noventi daher entschieden, das Produkt über die bestehenden Verträge hinaus nicht weiter anzubieten.
Aufgrund der reduzierten Nutzung liege aber auch der Refinanzierungsbedarf im Rahmen des ABCP-Programms deutlich unter den ursprünglichen Planungen, so Gabler weiter. „Die höhere Abwicklungskomplexität, die bei ABCP-Programmen standardmäßig zum Tragen kommt, erscheint sowohl für Noventi als auch für das beteiligte Bankinstitut mittlerweile nicht mehr sinnvoll.“
Dennoch muss Noventi jetzt eine andere Finanzierung finden, denn das Rechenzentrum muss die bestehenden Verträge mit Apotheken bis zum Ende der Laufzeit erfüllen. „Unsere Planung sieht daher vor, die Einkaufsfinanzierung für unsere Kunden zukünftig über vorhandene Banklinien abzubilden. Parallel befinden wir uns in partnerschaftlichen Gesprächen, das ABCP-Programm vorzeitig zu beenden.“
Dass der Exit koordiniert über die Bühne geht, dürfte auch im Sinne der DZ Bank sein. Denn das Gemeinschaftsinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken gehört neben Deutscher Apotheker- und Ärztebank (Apobank), Commerzbank, Helaba, Nord LB sowie den Sparkassen Duisburg und Vest Recklinghausen zu den Konsortialbanken von Noventi – und dürfte damit ein großes Interesse an einer stabilen Finanzsituation des Abrechnungsdienstleisters haben.
Laut Gabler können sich die Kunden darauf verlassen, dass ihr Factoring weiterhin stabil läuft. Angeblich gibt es noch einige hundert entsprechende Vereinbarungen mit Apotheken; ursprünglich sollen es deutlich über 1000 gewesen sein. Auch diese Zahlen wollte Gabler nicht bestätigen. Nur so viel: „Aktive Gespräche mit den bisherigen Nutzern wurden frühzeitig aufgenommen, um geeignete Alternativen zu finden.“
Ihm ist noch wichtig zu betonnen, dass es sich um ein komplett eigenständiges Angebot handelt: Die Vertragsgestaltung mit der DZ Bank sei auf das Produkt Factoring Plus zugeschnitten worden. „Dadurch erfolgt diese Abwicklung vollkommen getrennt zur Rezeptabrechnung.“
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