Novartis trennt sich von Generikasparte

Hexal/Sandoz soll an die Börse

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Berlin -

Der Pharmakonzern Novartis will die Generikasparte Sandoz/Hexal im zweiten Halbjahr 2023 als eigenständige Firma an die Börse bringen. Damit ist eine Übernahme durch die Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann vom Tisch.

Sandoz umfasst auch das Geschäft mit Biosimilars sowie rezeptfreien Medikamenten von Novartis. Zur Sparte gehören die Marken Sandoz, Hexal und 1 A Pharma. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von 9,6 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet.

Der schweizerische Konzern hatte im vergangenen Oktober angekündigt, alle Optionen für Sandoz zu prüfen. Dafür hatte sich der Konzern eine Frist bis Ende dieses Jahres gegeben.

Diese Überprüfung habe nun ergeben, dass eine Abspaltung von Sandoz durch eine komplette Ausgliederung im besten Interesse der Aktionärinnen und Aktionäre sei, teilte Novartis mit. Dadurch entstehe das größte europäische Unternehmen für Generika und ein weltweit führender Anbieter von Biosimilars. Novartis wiederum werde durch den Schritt zu einem stärker fokussierten Unternehmen.

Novartis hatte seine Generikasparte Sandoz vor einem Jahr ins Schaufenster gestellt. Die Strüngmann-Familie und der Finanzinvestor EQT erwägten Kreisen zufolge damals ein gemeinsames Angebot. Beide Parteien haben bereits einige gemeinsame Investments, unter anderem den Kosmetikhersteller Galderma, der nun an die Börse gebracht werden soll. Als Architekt gehandelt wurde der frühere Ratiopharm-, Actavis- und Stada-CEO Dr. Claudio Albrecht mit seiner Beratungsfirma Albrecht Prock & Partners.

Trivial wäre der Deal nicht geworden, denn bei Hexal/Sandoz ist in den vergangenen 15 Jahren eine vollkommen andere Unternehmenskultur eingekehrt. Manager werden regelmäßig ausgetauscht, es gibt strengste Compliance-Richtlinien. Auch bei Ärzten und Apothekern hat sich der Glanz vergangener Zeiten verflüchtigt: Die Rabattverträge haben Hexal aus der Pole Position verdrängt, das OTC-Geschäft war seit dem Flop von Solvohexal eher langweilig. Allerdings konnte der Konzern mit einigen OTC-Switches punkten.

Dazu kommt, dass die Strüngmanns selbst noch im Generikageschäft aktiv sind. Ihnen gehört der Generikahersteller Aristo, der eine halbe Milliarde Umsatz erzielt und stark international wächst. Auch Bioeq und Klinge gehören der Familie, ihre Beteiligungen an Neuraxpharm und Sidroga/Emser wurden dagegen verkauft. Nach dem Hexal-Verkauf waren sie auch am Pharmahandelskonzern Alliance Boots (heute: Walgreens Boots Alliance) als stille Investoren beteiligt.

Mit Biontech hatten die Strüngmanns nicht nur ihr Ziel, ein innovatives Präparat zu entwickeln erreicht, sondern auch ihr Vermögen vervielfacht. Anders als andere Hersteller brachte das Unternehmen nicht nur durch die Zulassung. Dank der Partnerschaft mit Pfizer funktioniert auch die Auslieferung weitgehend geräuschlos.

Mit dem Verkauf von Hexal an Novartis hatten die Strüngmanns 2005 ein Vermögen von 5,6 Milliarden Euro gemacht, das sie unter anderem in verschiedene Biotechfirmen steckten. Ihr großes Ziel nach Jahrezehnten im Generikageschäft war es, innovative Medikamente auf den Markt zu bringen, die schwere Krankheiten chronisch beherrschbar machen oder kurativ sind. „Wir haben die Vision, ein neues, wirklich innovatives Pharmaunternehmen aufzubauen.“

Biontech statteten sie 2008 mit 150 Millionen Euro Startkapital aus, zuvor hatten sie schon bei Ganymed mit Ugur Sahin und Özlem Türeci zusammengearbeitet. Mittlerweile ist ihre knapp 50-prozentige Beteiligung ein Vielfaches wert von seinerzeit Hexal. Laut Bild gehören sie zu den reichsten Deutschen, wobei der Aktienkurs von Biontech je nach Corona-Lage stark schwankt.

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