Novartis darf Belegschaft impfen, Bionorica noch nicht Carolin Ciulli, 29.04.2021 09:19 Uhr
Nach den Kassenärzten sollen auch Betriebsärzte in die Impfstrategie einbezogen werden. In Bayern werden die Abläufe mit zehn Unternehmen in einem Modellprojekt getestet. Darunter ist auch Novartis mit Sitz in Nürnberg. Bundesweit sollen die Firmenärzte ab Juni über die Regelversorgung miteinbezogen werden.
Das bayerische Gesundheitsministerium wählte gemeinsam mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zehn Unternehmen aus. Dabei wurden unterschiedlich große Betriebe aus Hochinzidenzgebieten, aus allen Regierungsbezirken sowie unterschiedlichen Branchen berücksichtigt. Der Start ist noch für diese Woche geplant.
Wann es genau bei Novartis losgeht, ist noch nicht bekannt. „Wir freuen uns, dass wir vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege als eines von zehn bayerischen Unternehmen für die Teilnahme am Modellprojekt für betriebliche Impfungen ausgewählt wurden“, so der Konzern. Am Hauptsitz in Nürnberg sind unter anderem die Bereiche Pharma, Onkologie und Novartis Business Services (NBS) angesiedelt. „Wir haben unsere Mitarbeitenden über die Entscheidung des Ministeriums informiert und sind mit unserem Betriebsarzt und einem potenziellen Impf-Team gut aufgestellt und vorbereitet. Wir klären momentan die verbleibenden offenen Fragen mit dem Impfzentrum, um eine schnelle und sichere Umsetzung zu ermöglichen.“
Bayern stellt den Betriebsärzten dem Ministerium zufolge für die Modellprojekte in stark infektionsbelasteten Regionen rund 50.000 Impfdosen unterschiedlicher Hersteller und Impfzubehör zur Verfügung. Der Impfstoff wird über die jeweiligen Impfzentren an die Unternehmen zugeteilt und dort verimpft. Offene Fragen betreffen beispielsweise die Abstimmung mit den lokalen Impfzentren in Bezug auf die konkrete Zielgruppe, Impfstoffbestellung und -lieferung sowie der Meldeprozess der geimpften Personen.
Auch der Phytohersteller Bionorica will seine Belegschaft impfen und wartet auf eine Freigabe. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Neumarkt, sobald es möglich ist, ein Impfangebot im Unternehmen unterbreiten zu können“, sagt ein Sprecher. Alles Notwendige werde vorbereitet. Der Sinupret-Hersteller steht demnach mit der eigenen „Corona-Taskforce“, dem betriebsärztlichen Dienst und den zuständigen Behörden vor Ort in engem Austausch.
Noch nicht in die Impfkampagne eingespannt sind weiterhin die Privatärzte. Sie wurden kurz vor dem Start der Impfungen in Arztpraxen vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) ausgeklammert. Dies stieß auf Kritik: „Wir wurden von dieser Entscheidung vollkommen überrascht, zumal die Privatärzte und die Betriebsärzte kurz zuvor ausdrücklich eingebunden waren“, sagte Dr. Norbert Alexander Franz, Vorsitzender des Privatärztlichen Bundesverbands. „Wir sehen hier eine klare Ungleichbehandlung und werden juristische Schritte einleiten.“ Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass viel zu wenig Impfstoff da sei und deshalb einfach bestimmte Arztgruppen von der ambulanten Versorgung ausgeschlossen wurden.