Ein möglicher Verkauf der Generikasparte Sandoz durch Novartis scheint in der Branche auf Interesse zu stoßen. Man habe „verschiedene Anfragen nach näherer Information“ erhalten, sagte Konzernchef Vas Narasimhan im Interview mit der Wirtschaftswoche.
Vor wenigen Wochen hatte Novartis angekündigt, die Optionen für Sandoz zu prüfen. Narasimhan bekräftigte: „Wir werden bis Ende 2022 entscheiden, wie es mit Sandoz weitergeht.“ Gegenüber „Finanz und Wirtschaft“ konkretisierte er, dass vor allem Private-Equity-Firmen ein „erhebliches Interesse“ gezeigt hätten. Die zuletzt kolportierten Preise von 10 oder 20 Milliarden Schweizer Franken solle man nicht zu ernst nehmen. „Solche Angebote werden in erster Linie von Analysten und dann von Medien ins Spiel gebracht, nicht von uns oder von echten Interessenten.“ Man müsse die tatsächlichen Verhandlungen abwarten.
Nach Informationen von Insidern erwägen die Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann gemeinsam mit dem Finanzinvestor EQT die Übernahme von Sandoz. Beide Parteien haben bereits einige gemeinsame Investments, unter anderem den Kosmetikhersteller Galderma, der nun an die Börse gebracht werden soll.
Mit dem Verkauf von Hexal an Novartis hatten die Strüngmanns 2005 ein Vermögen von 5,6 Milliarden Euro gemacht, das sie unter anderem in verschiedene Biotechfirmen steckten. Mittlerweile ist ihre knapp 50-prozentige Beteiligung fünfmal so wie wert wie seinerzeit Hexal. Laut Bild gehören sie zu den reichsten Deutschen, wobei der Aktienkurs von Biontech je nach Corona-Lage stark schwankt.
Als Architekt beteiligt sein soll der frühere Ratiopharm-, Actavis- und Stada-CEO Dr. Claudio Albrecht mit seiner Beratungsfirma Albrecht Prock & Partners. Albrecht hatte seine Karriere bei Sandoz begonnen und bereits andere Deals für die Strüngmanns eingefädelt. Ob und in welchem Umfang sich die Familie tatsächlich finanziell engagiert, ist laut Handelsblatt aber noch offen. Auch andere Investoren könnten sich zusätzlich anschließen. Sandoz könnte bei einem Verkauf mit mehr als 20 Milliarden Schweizer Franken bewertet werden.
Trivial wäre der Deal nicht, denn bei Hexal/Sandoz ist in den vergangenen 15 Jahren eine vollkommen andere Unternehmenskultur eingekehrt. Manager werden regelmäßig ausgetauscht, es gibt strengste Compliance-Richtlinien. Auch bei Ärzten und Apothekern hat sich der Glanz vergangener Zeiten verflüchtigt: Die Rabattverträge haben Hexal aus der Pole Position verdrängt, das OTC-Geschäft war seit dem Flop von Solvohexal eher langweilig. Allerdings konnte der Konzern mit einigen OTC-Switches punkten.
Dazu kommt, dass die Strüngmanns selbst noch im Generikageschäft aktiv sind. Ihnen gehört der Generikahersteller Aristo, der in diesem Jahr eine halbe Milliarde Umsatz erzielen dürfte und stark international wächst. Auch Bioeq und Klinge gehören der Familie, ihre Beteiligungen an Neuraxpharm und Sidroga/Emser wurden dagegen verkauft. Nach dem Hexal-Verkauf waren sie auch am Pharmahandelskonzern Alliance Boots (heute: Walgreens Boots Alliance) als stille Investoren beteiligt.
Der Novartis-Chef bestätigte auch den Verwendungszweck der prall gefüllten Kriegskasse. „Da ist vieles möglich: gezielte Zukäufe, Aktienrückkäufe oder beides“, sagte Narasimhan. Eine große Übernahme schloss er aber aus: „Wir sind an einem ganz großen Deal nicht interessiert.“
Zuletzt wurden in den Medien verschiedene Firmen genannt, an denen Novartis interessiert könnte. So etwa die amerikanischen
Biotechnologieunternehmen Vertex, Incyte, Intellia Therapeutics, Alnylam und Biomarin. „Ich kann keine einzelnen Namen kommentieren“, erklärte Narasimhan dazu.
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