Apotheken sollen Notfallkontrazeptiva nach dem Willen der Länder ohne Rezept abgeben dürfen. Die schwarz-gelbe Koalition hat sich zwar dagegen entschieden – mit einem Wahlsieg von Rot-Grün könnte die Rezeptpflicht jedoch fallen. In Deutschland werden die beiden verfügbaren Produkte PiDaNa und EllaOne von Laboratoire HRA Pharma vertrieben. Mit dem derzeit geplanten OTC-Switch wäre der französische Konzern selbst nicht zufrieden. Denn die Politik habe nur den Wirkstoff Levonorgestrel im Blick.
Der Hersteller befürwortet generell die Aufhebung der Verschreibungspflicht. Doch die Politik dürfe sich nicht alleine auf einen Wirkstoff beziehen. „Die Entlassung aus der Verschreibungspflicht macht nur Sinn, wenn sie für beide verfügbaren Präparate gälte“, sagt Deutschland-Chef Klaus Czort.
Der Bundesrat habe Levonorgestrel im Blick, da der Wirkstoff länger auf dem Markt und dadurch die Datenlage größer sei. Doch EllaOne (Ulipristalacetat) werde von verschiedenen Facharztverbänden als neuer Standard für die Notfallkontrazeption beschrieben.
Beide Präparate verschieben den Eisprung der Frau, indem sie die Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) vermindern. EllaOne wirkt jedoch bis kurz vor, die PiDaNa dagegen nur bis zwei Tage vor dem Eisprung.
Falle die Rezeptpflicht alleine für Levonorgestrel falle, werde der Zugang zu EllaOne behindert. Viele Frauen würden sich für das OTC-Produkt entscheiden, da der Weg in die Apotheke leichter sei als zum Arzt. „Das ist einer der wichtigsten Gründe, die gegen einen Switch sprechen.“ In den Ländern, in denen die „Pille danach“ mit Levonorgestrel verschreibungsfrei sei, führe EllaOne ein Schattendasein.
Die Apotheken will der Hersteller bei einem OTC-Switch stärker in die Pflicht nehmen. „HRA würde sich dafür einsetzen, dass in den Apotheken die nötige Kompetenz aufgebaut wird, um das richtige Notfallkontrazeptivum an die Kundinnen abzugeben“, so Czort. Denkbar seien beispielsweise mehr Schulungen.
In Deutschland ist HRA seit 2008 aktiv. Acht Mitarbeiter gehen in die Apotheken. EllaOne ist seit 2009 zugelassen. Seit drei Jahren vertreibt der Hersteller die PiDaNa hierzulande selbst. Zuvor wurde der Wirkstoff von Hexal unter den Namen Unofem und Duofem angeboten.
HRA wurde 1996 gegründet und hat sich auf die Bereiche Gynäkologie und Endokrinologie spezialisiert. In Deutschland ist EllaOne mit einem Jahresumsatz von rund 2,8 Millionen Euro das meistverkaufte Produkt. Mit der PiDaNa erwirtschaftet HRA rund 1,8 Millionen Euro. Insgesamt liegt der Konzernumsatz bei rund 50 Millionen Euro.
APOTHEKE ADHOC Debatte