Sicherheitssystem erweitert

Notfall-Knopf für Apotheken

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Berlin -

Apotheken werden immer wieder überfallen – oft suchen die Täter:innen nicht nach Geld, sie haben es auch auf Arzneimittel abgesehen. Damorena Grigore erweiterte deshalb das Sicherheitskonzept ihrer Apotheke um einen „Notfall-Button“. Gerade wegen der späten Öffnungszeiten bis 22 Uhr sei der Sicherheitsknopf gut bei den Angestellten angekommen.

Die Apotheke im Knauber von Grigore liegt in einem Gewerbegebiet neben einem Baumarkt. Bereits seit Längerem war die Inhaberin auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Sicherheit für Mitarbeiter:innen und Kund:innen weiter zu verbessern. „Wir haben eine Alarmanlage und Videoüberwachung“, sagt sie. Auch wenn ihr Betrieb noch nicht überfallen worden sei, habe es bereits „unschöne Auseinandersetzungen“ mit Polizeieinsätzen gegeben.

Moritz Naatz stellte ihr seine digitale Notruflösung für Apotheken vor. Der geschäftsführende Gesellschafter der Firma InstantHelp mit Sitz in Erkrath ist ein Bekannter und bietet den Button mit dazugehöriger App an. „Wenn ein regulärer Notruf per Telefon wegen einer Bedrohung nicht möglich oder zu langwierig ist, alarmiert der Notruf-Button die Rettungskräfte auf Knopfdruck.“ Das System gibt es seit 2019 und sei zunächst als „Notruf ohne Telefon“ unter anderem für gehörlose Menschen entwickelt worden.

„Von Apothekern aus meinem privaten Umfeld habe ich erfahren, dass Überfälle auf Apotheken immer wieder ein Thema sind“, sagt er. Deshalb werde der Button seit etwa einem Monat explizit für Apotheken angeboten. Momentan sei man mit zwölf Betrieben im Gespräch, davon testeten zwei den Button. Er könne individuell konfiguriert werden, etwa ob er Polizei, Feuerwehr oder einen Rettungsdienst alarmieren soll. Auch ein Sicherheitsdienst, Verwandte oder betriebliche Ersthelfer können eingespeichert werden. Zudem kann die Anfahrt hinterlegt werden. Die Telekom sei sowohl Konnektivität- und Hardware-Dienstleister. „Die Notfallweiterleitung kommt von uns.“ Die Kosten liegen bei 180 Euro jährlich.

Der Button kann „unauffällig“ an einem Tisch oder an einer Wand angebracht werden. Bei Bedarf sei die Auslösung des Notrufes über einen Desktop-PC, ein Smartphone oder Tablet möglich. Grigore entschied sich für einen haptischen Knopf – „wie im Film oder bei ‚Aktenzeichen XY … ungelöst‘“. Dieser sei jedoch bewusst nicht an einem HV-Tisch angebracht, sagt die Apothekerin. Der Weg dorthin sollte für die Mitarbeiter:innen nicht zu weit sein. Der Button wurde deshalb an der Wand direkt am Eingang zum Backoffice angeschraubt. „Mit einem Schritt ist man dort und es sieht aus, als würde man am Kommissionierer stehen“, so Grigore.

Gerade die weiblichen Angestellten fühlten sich dadurch deutlich wohler, wenn zu später Stunde gearbeitet werde, sagt die Chefin. Ab 20 Uhr stünden nur noch zwei Angestellte in der Apotheke. „Da trägt der Button zum Sicherheitsgefühl bei, weil im Ernstfall sofort die Polizei alarmiert wird.“ Zudem könne er abgenommen und etwa in der Nacht mit in das Notdienstzimmer oder zur Notdienstklappe genommen werden. Als Inhaberin mache sie sich Gedanken um den bestmöglichen Schutz ihrer Mitarbeiter:innen. Um Geld gehe es dabei weniger, da die Bargeldbestände aufgrund des hohen Rezeptanteils ohnehin nicht sehr groß seien. „Ich kenne Kollegen, bei denen es Überfälle gegeben hat. Das kann eine traumatische Erfahrung sein.“

Ein anderes Sicherheitskonzept setzt auf eine direkte Ansprache der Täter:innen: Christoph Schwitulla und Malte Tasto bieten mit dem Unternehmen 180° Sicherheit einen Live-Einbruchschutz an. Schlägt ein Bewegungsmelder in der Apotheke an, wird die 180°-Leitstelle über die Überwachungskameras zugeschaltet. Innerhalb weniger Sekunden kann ein Mitarbeiter:in in der Leitstelle die Situation bewerten und live in das Geschehen eingreifen.

Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes rät Geschäftsinhabern, sich mit Experten ein Sicherheitskonzept zu erstellen. Ein Teil davon sollten auch Verhaltenshinweise für Mitarbeiter:innen sein. Eine Sensibilisierung der Angestellten wie eine „Überfall-Schulung“ sei zwingend erforderlich. Kommt es zu einem Raubüberfall, sollen Mitarbeiter:innen unter anderem keine Gegenwehr leisten und nicht um Hilfe rufen. Zudem sollen keine Waffen benutzt werden. Auch das Leugnen des Vorhandenseins von Schlüsseln sollen Angestellte unterlassen.

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