Der Milliardär Adolf Merckle hat in den Kreditverhandlungen mit den Banken bisher keinen Ausweg aus der Finanzmisere seines weit verzweigten Firmenimperiums (Phoenix, Ratiopharm, Heidelberg Cement) gefunden. „Die Verhandlungen dauern an. Eine Einigung ist noch nicht absehbar“, sagte eine Merckle-Sprecherin am Mittwoch. Es werde weiterhin um eine Lösung gerungen. Ursprünglich sollte ein Stillhalteabkommen zwischen Merckle und rund 30 Banken am Dienstag um 24.00 Uhr ablaufen. Eine neue Frist sei bisher nicht gesetzt worden.
Merckle hat in den laufenden Kreditverhandlungen mit den Gläubigerbanken weitere Zugeständnisse gemacht. Merckle habe das Angebot, Sicherheiten und Vermögenswerte aus dem privaten Vermögen zur Verfügung zu stellen, erneuert, teilte eine Merckle-Sprecherin am Mittwoch in Ulm mit. Nähere Angaben dazu wurden zunächst nicht gemacht. Die rund 30 Banken hätten positiv reagiert. Ziel sei es, das Stillhalteabkommen mit den Banken zu verlängern. Auf Basis der getätigten Zusagen solle dann in den nächsten Wochen ein Überbrückungskredit vereinbart werden.
In Bankenkreisen hatte es am Dienstagabend geheißen, Merckle müsse sich stärker bewegen. Die Familie Merckle hatte bei den Gesprächen angeboten, „erhebliche Sicherheiten“ und Einlagen aus ihrem privaten Vermögen einzubringen. Nach Schätzungen aus Bankenkreisen besteht ein Finanzierungsbedarf von 700 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf Merckles Vermögensverwaltung VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten. Der Engpass bei VEM war aufgrund massiver Verluste im Wertpapiergeschäft und bei Spekulationen mit VW-Aktien entstanden.
Eine Insolvenz von Merckles Vermögensverwaltung VEM würde dominoartig zu weiteren Zahlungsengpässen in Merckle-Firmen führen, die mit VEM verschachtelt sind, heißt es in Finanzkreisen. Die Rede ist von einem Geflecht aus rund 100 Unternehmen, in denen die Merckles ihre Aktivitäten jeweils möglichst steuergünstig eingebracht haben. Hintergrund der Krise bei der zum Merckle Imperium gehörenden VEM sind Kapitalerhöhungen vor allem bei Heidelberg Cement, die teilweise mit Krediten finanziert wurden. Als Sicherheiten für diese Kredite wurden laut VEM Aktien hinterlegt. Durch die Finanzkrise sei deren Wert abgestürzt.
Das Geld des Milliardärs steckt nach Informationen aus Finanzkreisen überwiegend in seinen Beteiligungen, so dass er wohl mindestens eine davon verkaufen muss, um die Bankenforderungen bedienen zu können. Nach Angaben der Muttergesellschaft VEM fordern mehrere Banken den Verkauf des Ulmer Generika-Herstellers Ratiopharm. Wie aus den Kreisen zu hören ist, dürfte jedoch ein alleiniger
Verkauf des Generikaherstellers den Liquiditätsengpass nicht lösen.
Zuletzt wurde für das Herzstück des Merckle-Imperiums ein möglicher Verkaufserlös von 3 bis 3,5 Milliarden Euro genannt. Ein schneller Verkauf noch in diesem Jahr wurde in den Kreisen als eher unwahrscheinlich erachtet. Ein Verkaufsmandat für Ratiopharm wurde bisher noch nicht erteilt.
Die Gläubigerbanken - unter der Führung der LBBW, der Commerzbank, der Royal Bank of Scotland und der Deutschen Bank - hatten Merckle den Geldhahn zugedreht. Das Land Baden-Württemberg lehnte eine Bürgschaft für den Milliardär ab.
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