Bald gibt es weniger Vergütung für Corona-Schnelltests – umso wichtiger wird es, das eigene Testzentrum zu skalieren und möglichst effizient zu betreiben. Der Softwareanbieter No-Q hat deshalb mehrere neue Angebote integriert: Ein Automat soll die digitale Erfassung von Testergebnissen ermöglichen, die dann künftig nicht mehr nur per Mail an die Getesteten gehen, sondern automatisch in das EU-Covid-Zertifikat eingespeist. Denn No-Q ist bei dem Projekt einer von vier Lead-Partnern der Bundesregierung.
Das norditalienische Unternehmen Vertical Life, das No-Q anbietet, hat sich dank der Testoffensive auf dem deutschen Markt etabliert: 2300 Testzentren nutzen die Terminsoftware hierzulande nach Firmenangaben bereits. Die meisten davon werden von Apotheken betrieben, aber auch große Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz und die Malteser zählen bereits zu den Kunden. Rund 10 Millionen Tests seien in den vergangenen drei Monaten durch die No-Q-Infrastruktur gelaufen, erklärt Geschäftsführer Matthias Polig. Derzeit seien es rund 300.000 am Tag. „Und die Zahl der Tests wächst nach wie vor kontinuierlich, in den vergangenen Monaten wöchentlich um 10 bis 20 Prozent“, so Polig.
Ein Schrumpfen der Nachfrage erwarte er jedenfalls nicht – vor allem, weil man für körpernahe Dienstleistungen und andere attraktive Tätigkeiten weiterhin Tests brauchen werde, „und es wird ja auch nicht so sein, dass der Bund bald nichts mehr dafür zahlt“. Was allerdings so gut wie beschlossene Sache ist: Die Testvergütung wird gesenkt werden. „Umso wichtiger wird es bald sein, das eigene Testzentrum zu skalieren und effizient zu arbeiten“, sagt Polig.
Gemeinsam mit KLS Pharma Robotics hat Polig deshalb einen Automaten entwickelt, der Apotheken ermöglichen soll, buchstäblich am Fließband zu testen: Nach dem Abstrich und der Auftragung der Lösung auf die Testkasetten müssen die Mitarbeiter sie nur auf ein Band legen, die Maschine liest dann die Ergebnisse aus und überspielt sie in die Software. „Das Band ist so eingestellt, dass es bis zur Ableseeinheit 15 Minuten braucht“, erklärt Polig. Ist das Ergebnis positiv, leuchtet ein rotes Licht auf – ein Mitarbeiter kann es dann nochmal durch manuelle Sichtkontrolle bestätigen. Die Ergebnisse werden dann automatisch digital in die No-Q-Software übertragen. Nach Poligs Aussage könne durch das Verfahren 30 Prozent der Arbeitszeit.
Die negativen Testergebnisse kriegen die Getesteten dann künftig nicht mehr nur per Mail oder No-Q-App, sondern auch in das EU-Covid-Zertifikat. Denn bei dessen Umsetzung in Deutschland ist No-Q neben Doctorbox, der Drogeriekette dm und Ticket i/O einer der Lead-Partner des Bundes, dessen Daten automatisch übernommen werden. Lange soll es nicht mehr dauern: Am Dienstag gab die EU-Kommission bekannt, dass die europäische Schnittstelle dazu geöffnet wurde und Deutschland sich neben sechs weiteren Ländern bereits anschließe. Durch das Zertifikat soll das innereuropäische Reisen spürbar erleichtert werden. Auch das könnte dem Testaufkommen angesichts der anlaufenden Urlausbssaison neuen Aufschub bringen.
30 Geräte seien in Deutschland bereits in Auslieferung, sagt Polig. Der Automat kostet 3800 Euro, wer die Investition nicht tätigen will, könne ihn aber auch mieten: Dann fallen einmalig 1200 Euro für die Installation an und danach gestaffelte Preise von 7 bis 10 Cent pro gescanntem Test. Und laut Polig gibt es angesichts der aktuellen Debatte um Abzocker unter den Testbetreibern noch einen weiteren Nebeneffekt: Zu jedem Testkit werden Foto und Daten anonymisiert gespeichert – die Maschine fertigt damit auch eine automatische Dokumentation des tatsächlichen Testvolumens an, die bei Kontrollen noch ein nützlicher Nachweis sein könnte.
Damit die Testzentren auch entsprechend ausgelastet sind, will No-Q parallel die Terminvergabe effizienter gestalten und hat dazu die Plattform testbuchen.de ausgerollt, auf der Nutzer sehen können, wo es in ihrem Umfeld Testzentren gibt. Bereits 500.000 Besucher am Tag könne die Seite verzeichnen – was nicht nur an der Nachfrage nach Tests allgemein liege, sondern auch daran, dass die Seite auf andere Firmenseiten eingebunden werden kann. Wer beispielsweise ein Restaurant betreibt oder eine körpernahe Dienstleistung anbietet, kann auf seiner Seite die Karte einbinden, die zeigt, wo sich Kunden vor dem Besuch noch schnell testen lassen können – verbunden mit der Funktion, auch direkt einen Termin zu vereinbaren.
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