Generikahersteller

Neuraxpharm holt Ex-CEO von Meda

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Berlin -

Der Name Nupharm ist noch nicht vielen Menschen in der Branche ein Begriff. Doch die Gruppe, zu der auch der deutsche Hersteller Neuraxpharm gehört, soll ein europaweit führender Anbieter in der Nische ZNS werden. Umsetzen soll die Wachstumspläne jetzt der ehemalige Konzernchef von Meda, Dr. Jörg-Thomas Dierks.

Dierks wurde mit sofortiger Wirkung zum CEO von Nupharm ernannt, er tritt die Nachfolge von Stefan Walz an, der die Gruppe verlassen hat. „Ich bin froh, in einer spannenden Zeit bei Nupharm an Bord zu kommen“, so Dierks. Die Gruppe habe eine europäische Plattform mit beachtlicher Größe aufgebaut und sei ein wichtiger Player im Bereich der ZNS-Erkrankungen. „Ich freue mich, die positiven Entwicklungen fortzusetzen und die Firma in die nächste Wachstumsphase zu führen.”

Dierks stammt aus Bad Kreuznach und hat Medizin und BWL studiert. Nach seinem Studium begann er 1985 seine Karriere als Trainee in der Abteilung Marketing/Vertrieb von Grünenthal. Anfang der 90er-Jahre heuerte er bei Novo Nordisk an, wo er aus den Teams der gerade fusionierten dänischen Hersteller den gemeinsamen Bereich Marketing und Vertrieb neu aufbaute.

Wieder ein paar Jahre später ging er zu AstaMedica, hier integrierte er zunächst das Arzneimittelwerk Dresden, dann wurde er Deutschlandchef. Nach dem Verkauf der Pharmasparte von Degussa an den US-Finanzinvestor Advent blieb er an Bord und strukturierte das Unternehmen erneut um. Seit dieser Zeit weiß er Finanzinvestoren zu schätzen: „Private Equity sieht Werte, die andere nicht sehen. Was dann passiert, ist nicht immer schön, aber meistens richtig.“

Als Advent nach drei Jahren Kasse machte und die mittlerweile in Viatris umbenannte Firma an die schwedische Meda verkaufte, blieb Dierks abermals an Bord. Er kaufte zu und fädelte als Konzernchef erst den Deal mit Rottapharm und schließlich die Übernahme durch Mylan ein. Er weiß, dass zugekaufte Unternehmen mehr werden müssen als eine Ansammlung weltweit verstreuter Produkte und Fabriken. Und dass mitunter harte Einschnitte dazugehören. „Ich kann nicht jeden Arbeitsplatz erhalten, sonst verlieren am Ende alle ihren Job“, sagt er.

Nachdem Meda selbst in der Nahrungskette abgestiegen war, zog Dierks sich zurück. Im vergangenen Jahr war er als CEO für die Stada im Gespräch. „Das ist ein spannendes Unternehmen, der Chefposten wäre reizvoll“, zitierte ihn die Wirtschaftswoche. Warum daraus nichts wurde, ist nicht bekannt.

Stattdessen ist er nun bei Nupharm an Bord. Insofern unterschiedet sich sein Job: Es geht (zunächst) nicht um Restrukturierung, sondern um Strukturierung. Seine Herangehensweise dürfte dieselbe bleiben: flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege. Dierks lebt in Brüssel und pendelt zu seinem jeweiligen Arbeitgeber – sein Büro ist dort, wo sein Laptop gerade steht. Seine Frau ist oft in China unterwegs, die beiden Kinder sind längst außer Haus und arbeiten in London und Düsseldorf.

Nupharm war im Sommer 2016 aus den beiden Generikaherstellern Neuraxpharm und Invent hervorgegangen. Der Finanzinvestor Apax Capital hatte Dr. Claudio Albrecht, bis vor Kurzem CEO von Stada, angesprochen, nachdem er bereits erfolgreiche Gespräche mit den Spaniern geführt hatte. Die Invent-Sparte Qualigen ist ebenfalls auf ZNS-Präparate spezialisiert, so war es für Albrecht logisch, mit der Strüngmann-Familie zu verhandeln. Ihm gelang es, die Hexal-Gründer zum Verkauf von Neuraxpharm zu bewegen.

Durch Zukäufe konnte das Geschäft bereits ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr wurde der italienische Hersteller FB Health übernommen, der ebenfalls auf die Bereich Neurologie und Psychiatrie spezialisiert ist. Die Firma mit Sitz in Ascoli Piceno war von Dr. Francesco Bellini gegründet worden, einem Pionier in der Entwicklung von antiviralen sowie Alzheimer-Medikamenten.

Vor einigen Wochen folgte mit Laboratoire Biodim der zweite Zukauf. Der Hersteller mit Sitz in Paris gehörte seit 2006 dem Investor Weinberg Capital Partners und hat Produkte zur Behandlung von Angststörungen im Sortiment, darunter Seresta (Oxazepam) und Temesta (Lorazepam). Biodim soll in Neuraxpharm France umbenannt werden. Damit ist die Gruppe über sechs Tochterunternehmen und mit 100 Molekülen in fünf Ländern vertreten: Neuraxpharm (Deutschland, Polen), Qualigen (Spanien), FB Health (Italien), Laboratoire Biodim (Frankreich) sowie Laboratorios Lesvi and Inke (Spanien).

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