Neues Zuhause für Truw Marion Schneider, 28.05.2018 14:44 Uhr
Der Pharmadienstleister Med Pharma Service ist als ehemalige Betriebsstätte von Novartis auch 20 Jahre nach dem Buy-Out noch abhängig vom Konzern. Durch Produktzukäufe wollen die Geschäftsführer das Unternehmen unabhängiger machen. Anfang 2017 übernahm Med Pharma Service die komplette Produktpalette von Truw. Die Unternehmen hatten zuvor bereits mehrere Jahre zusammen gearbeitet.
Med Pharma Service produzierte die Neda Früchtewürfel, die Truw 2012 von Novartis übernommen hatte. Zuvor hatte der Dienstleister das Präparat jahrelang für Novartis hergestellt. Als Truw-Geschäftsführer Martin Steiner die rund 30 Produkte rund um Diabet-Truw 2016 verkaufen wollte, schlug Med Pharma Service zu. „Endlich ist das Produkt da, wo es hingehört“, freut sich Geschäftsführer Andreas Thenn.
Mit den Präparaten übernahm Med Pharma Service auch die Strukturen von Truw. So wurden die Lohnhersteller zunächst beibehalten. Bald sollen die ersten Produkte aber am Firmensitz in Berlin hergestellt werden, wofür das Produktionsgebäude ausgebaut wird. Für die homöopathischen Präparate werden gerade die Zulassungsunterlagen auf dem neuesten Stand gebracht. Rapako comp, Ortritruw Tropfen, Truw Gold Herztabletten und Original-Tinktur N Truw sind deshalb nicht verfügbar. Mitte des Jahres sollen sie wieder erhältlich sein. „Wir wollen kein Produkt verlieren“, sagt Thenn.
Die Marke solle erhalten bleiben, weshalb sich Med Pharma Service als Hersteller im Hintergrund hält. Mit dem Marketing hat man sich bisher ebenfalls zurückgehalten, nu einige Anzeigen wurden geschaltet. Neue Konzepte werden gerade ausgearbeitet.
Durch den Zukauf erwirtschaftet Med Pharma Service aktuell 50 Prozent seines Umsatzes durch Produkte und 50 Prozent durch Pharmadienstleistungen wie Wirkstoffherstellung, Produktion, Analytik, Konfektionierung und Kommissionierung. „In Zukunft wollen wir durch die Produkte weiter wachsen“, sagt Thenn.
Das Unternehmen ist auf Bakterienpräparate spezialisiert. Für den alten Eigentümer Novartis beziehungsweise den Nachfolger GlaxoSmithKline (GSK) werden Omniflora und Döderlein Vaginalkapseln hergestellt. Zukünftig will Med Pharma Service mehr eigene Produktideen umsetzen, statt sein Knowhow an Konzerne zu geben.
Med Pharma Service ist 1998 als sogenannter Management Buy-Out aus Novartis/Zyma hervorgegangen. Willy Thenn, damaliger Leiter der Abteilung Product Supply bei Novartis in München, übernahm die Berliner Betriebsstätte nach zwei Jahren Verhandlung. Zehn Jahre später holte er seine Söhne als Geschäftsführer an Bord. Stefan Thenn kümmert sich als studierter Pharmazeut um Qualitätsmanagement und Produktion, sein Bruder Andreas ist Quereinsteiger. Der gelernte Meister für Fischereiwirtschaft kümmert sich um die wirtschaftlichen Belange des Unternehmens.