Apo-Discounter hat einen neuen Investor. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hat die frühere Eigentümerfamilie des Autozulieferers Gertrag rund ein Fünftel an der Versandapotheke aus Leipzig übernommen.
Für einen unbekannten Kaufpreis hat die Familie um Tobias Hagenmeyer knapp 22 Prozent an der Firma Apologistics übernommen; in der Firma ist das Logistikgeschäft der Versandapotheke gebündelt. Auch die Markenrechte liegen bei der Kapitalgesellschaft.
Hagenmeyer und seine beiden Söhne hatten 2015 den Getriebebauer Getrag an den kanadisch-österreichischen Konzern Magna verkauft. Das Unternehmen mit Sitz in Untergruppenbach bei Heilbronn war 1935 von Hagemeyers Vater gegründet worden und zählt mit knapp 4 Millionen Getrieben zu den weltweiten Marktführern. Der Kaufpreis lag bei 1,75 Milliarden Euro zuzüglich 700 Millionen Euro an Verbindlichkeiten.
Der Clan um den passionierten Rennfahrer ist der zweite Investor bei Apo-Discounter. Bereits 2014 hatte Firmenchef Helmut Fritsch mit Dr. Gerhard Köhler einen ersten Geldgeber gewinnen können: Der ehemalige Banker und Großaktionär beim Fotoanbieter Orwo stieg damals mit knapp 6 Prozent bei Apologistics ein. Ebenfalls knapp 6 Prozent gehörten zuletzt Geschäftsführer Dirk Wappler, heute liegt die Mehrheit der Anteile bei Fritschs Holding in der Schweiz.
Noch vor einem Jahr standen bei Apo-Discounter die Zeichen auf Verkauf. Dem Vernehmen nach durfte Ströer vor einiger Zeit in Leipzig in die Bücher sehen. Der Werbekonzern wollte nach der Vitalsana-Übernahme weitere Versender übernehmen, um schnell eine kritische Masse zu erreichen. Doch ein Deal kam nicht zustande, stattdessen warf Ströer das Handtuch und verkaufte die ehemalige Schlecker-Tochter im Herbst weiter an DocMorris/Zur Rose.
Apo-Discounter legte den Vorwärtsgang ein. Im Frühjahr vergangenen Jahres übernahm die Leipziger Versandapotheke Internetseite und Kundenstamm des Konkurrenten Medipolis aus Jena. Anfang dieses Jahres folgte mit der Deutschen Internet Apotheke (DIA) der zweite Versender innerhalb kurzer Zeit. Dem Vernehmen nach werden weitere Kandidaten gesucht, Fritsch soll bei zahlreichen Versendern angeklopft haben. „Denen geht es darum, sich ordentlich aufzuplustern“, sagt ein Branchenkenner.
Apo-Discounter gehört zur Apotheke im Paunsdorf-Center in Leipzig, die Kirsten Fritsch gehört. Ihr Mann hatte die Apotheke im Kaufpark Eiche im Osten von Berlin im vergangenen Jahr verkauft, um sich ganz dem Versandhandel und Immobiliengeschäften in den USA zu widmen.
In den Anfängen von Apo-Discounter 2004 wurden rund 50 Aufträge pro Tag manuell bearbeitet. Später wurden Automaten angeschafft, 2007 wurde das Versandgeschäft ausgelagert: In Markkleeberg am anderen Ende von Leipzig wurde ein riesiges Logistikzentrum eröffnet. Mittlerweile sind am Standort 120 Arbeitnehmer beschäftigt, darunter ein halbes Dutzend Pharmazeuten.
Der Umsatz des Gesamtbetriebs – Apotheke und Versandhandel – kletterte von 10 Millionen Euro im Jahr 2007 auf 53 Millionen Euro im Jahr 2013, aktuell wird er von einem Branchenkenner auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt. 6000 bis 8000 Pakete werden demnach pro Tag verschickt, überwiegend handelt es sich um OTC-Bestellungen. Doch die Kapazitäten der hoch automatisierten Anlage sind dem Vernehmen nach auf das Doppelte ausgelegt.
Das rasante Wachstum hatte seinen Preis. Finanzierungspartner der ersten Stunde war Disko; die Leasingsparte von GE Capital stellte das notwendige Kapital für die Kommissionieranlage zur Verfügung. Lange war auch vermutet worden, dass die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) bei der Versandapotheke an Bord sein könnte. Denn der Vater von Kirsten Fritsch hatte in den 90er Jahren einen direkten Draht in den Konzernvorstand – so erhielt die Familie den ersten Zugriff auf die attraktiven Flächen in den SB-Märkten, die sie mit mal mehr, mal weniger selbstständigen Apothekern besetzte. Noch heute dürften Einnahmen aus den Untermietverträgen auf Fritschs Konten fließen.
2010 wurde Apo-Discounter zur offiziellen Lidl-Partnerapotheke, dies nährte die Gerüchte einer Verbindung nach Neckarsulm. Kurz darauf ging auch noch Dr. Fritz Oesterle zum Lebensmittelkonzern; der ehemalige Celesio-Chef hatte in den 1990er Jahren als Anwalt die Familie Fritsch in mehreren berufsrechtlichen Verfahren vertreten. Doch eine Verbindung zur Schwarz-Gruppe konnte nie nachgewiesen werden, vielmehr sollen nach mehreren Wechseln im Management die Kontakte abgekühlt sein.
Apo-Discounter ist außerdem unter Apotheke.de zu erreichen. Die Domain gehört dem Internetunternehmer Dr. Florian Korff, einem Mediziner aus Ottobrunn, der sich in den 1990er-Jahren zahlreiche prominente Internetadressen gesichert hatte. Einige Domains wie medizin.de betreibt Korff heute in Eigenregie, für andere wie foto.de oder immo.de hat er Kooperationsverträge mit großen Onlineshops abgeschlossen.
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