Nestlé kauft Wobenzym und Pure APOTHEKE ADHOC, 05.12.2017 18:36 Uhr
Nestlé stärkt sich im Apothekenbereich: Der Lebensmittelriese übernimmt Atrium, den kanadischen Mutterkonzern des Wobenzym-Herstellers Mucos. Auch die Marke Pure Encapsulations geht an Nestlé.
Atrium mit Sitz in Quebec war 1999 gegründet und im Februar 2014 vom Finanzinvestor Permira von der Börse genommen worden. Nestlé zahlt 2,3 Milliarden US-Dollar in bar, der Umsatz von Atrium in diesem Jahr wird mit 700 Millionen Dollar geschätzt.
In Deutschland ist Atrium mit Mucos vertreten. 1949 gegründet, war das Unternehmen 2005 in einen Investorenstreit geraten und 2007 durch Atrium übernommen worden. Danach wurde das Hauptprodukt Wobenzym überarbeitet und seitdem massiv beworben. Allerdings ist das hochpreisige Enzympräparat vor allem im Versandhandel erfolgreich, wo schätzungsweise 20 bis 30 Prozent des Geschäfts gemacht werden.
Geschäftsführerin ist seit einem Jahr Nadja Holland, zuvor hatte es mehrere Wechsel gegeben. Am Firmensitz ist Oberhaching bei München sind rund 20 Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich, der Zulassung sowie in Marketing und Vertrieb beschäftigt. Produziert wird am Standort in Berlin. 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland von zuletzt knapp 20 Millionen Euro entfallen auf Wobenzym, kleinere Produkte sind Wobemucos und Phlogenzym. Außerdem macht Mucos rund 30 Millionen Euro in Osteuropa und einen kleineren Millionenbetrag in den USA.
Ebenfalls zu Atrium gehört die Marke Pure Encapsulations, die hierzulande allerdings durch Promedico vertrieben wird. Der österreichische Familienbetrieb hatte sich die Vertriebsrechte für Deutschland, Österreich und die Schweiz langfristig gesichert. Für den Vertrieb verantwortlich ist der ehemalige Stada-Marketingchef Bernhard Wingerberg.
Weitere Marken beziehungsweise Tochterfirmen von Atrium sind Garden of Life sowie Douglas Laboratories, Genestra, Orthica, Minami, Klean Athlete, Pharmax und Trophic. Nestlé rechnet damit, die Transaktion im ersten Quartal abschließen zu können. Atrium mit 1400 Mitarbeitern wird Teil von Nestlé Health Sciene, CEO Peter Luther bleibt zunächst an Bord.
Greg Behar, bei Nestlé für die Gesundheitssparte zuständig, lobte den bisherigen Erfolg von Atrium; die Marken seien eine gute Ergänzung für das eigene Sortiment. In attraktiven Kategorien gut positioniert, habe Atrium das Potenzial für weiteres starkes Wachstum.
Nestlé ist mit der Tochterfirma Galderma (Excipial, Loceryl, Daylong) sowie der Spezialnahrung Meritene bereits in den deutschen Apotheken vertreten. Erst vor Kurzem war bekannt geworden, dass sich der Konzern auch für OTC-Sparte von Merck interessiert.