Nein Facebook, ich werde kein GoSpring-Kunde Patrick Hollstein, 25.01.2022 11:08 Uhr
Bei Facebook läuft es so: Hat man einmal auf eine Anzeige geklickt, hat einen der Algorithmus fest im Griff. So geschehen nach der beruflichen Recherche (!) zu GoSpring: Der Autor wird regelrecht mit Aufforderungen bombardiert, sich doch endlich ein Potenzmittel verschreiben zu lassen. Erstaunlich ist die Penetranz, mit der der Versender auf Kundenfang ist.
Mal eben noch Facebook checken ist nicht mehr, seit ich die erste Anzeige des Potenzmittelversenders angeklickt habe. Der Algorithmus hat in mir einen potenziellen Kunden erkannt, anscheinend sogar einen besonders dringenden Bedarf ausgemacht: Jedenfalls gibt es in meinem News-Feed nur noch ein Thema: WO BEKOMME ICH ENDLICH VIAGRA OHNE REZEPT HER? UND EIN SPRAY GEGEN VORZEITIGEN SAMENERGUSS GLEICH DAZU?
Während sich die Fernsehwerbung von GoSpring bemüht, durch eine gewisse Witzigkeit zu überzeugen, kommen die Facebook-Anzeigen direkt zur Sache. „NEU: Medizinische Produkte gegen ED“, heißt es da, verbunden mit der Aufforderung: „Bestelle noch heute und sichere Dir 10 € Rabatt auf unsere wirksamsten Produkte! Code: MAENNER10“ Von Verschreibungspflicht oder ähnlichen Einschränkungen ist keine Rede.
Ich will mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen, komme aber nicht dazu. Schon nach wenigen Posts fliegt mir die nächste Anzeige um die Ohren: „Langer Spaß! Jetzt vorzeitigen Samenerguss behandeln“, werde ich nunmehr aufgefordert. „Online-Behandlung für Männer, diskret, einfach & anonym, mit Fachkompetenz zur Lösung!“ Absender ist „Gesundheit & Wohlstand“, klingt vielversprechend, ist aber auch GoSpring, wie ich schnell entdecken muss.
Ich bin immer noch nicht ganz entschieden, als mich die nächste Werbeanzeige erreicht: „Männer haben keine Albträume mehr! Diese Wirkstoffe zeigen bei 9/10 Männern Erfolg. Starte jetzt online deine Behandlung“, rät mir der Werbetreibende „Männergesundheit täglich“ und verspricht mir über der abgebildeten Viagra-Tablette (Kennerblick) einen Winterrabatt von 10 Euro mit dem Code „MAENNER10“. Moment mal…
Noch bevor ich mir groß darüber Gedanken machen kann, ob es sich in Wirklichkeit um ein- und denselben Absender handelt, teilt Blogger Felix – unaufgefordert, weil gesponsert – seine Erfahrungen mit mir: „Ich habe wieder die volle Kontrolle! Ich habe nicht gedacht, dass ich mein...“ Mehr kann ich auf Anhieb nicht lesen, verstehe aber dank der Produktabbildung auch so, dass es um das Golonger-Spray von – genau! – GoSpring geht. Immerhin noch 5 Euro Rabatt spendiert der „International Male Model & Blogger, Fashion, Sports and Fitness“, der ausweislich seines Profils erst seit einem Jahr bei Facebook ist und kaum persönliche Beiträge postet, dafür per Mail gebucht werden kann.
GoSpring nutzt Facebook also, um seine Produkte an den Mann zu bringen – und ist damit nicht alleine, wie ich erkennen muss. „Es dauert nur 5 Minuten...“ Nanu? „... um ein ED-Rezept online bei DoktorABC anzufordern“. Ach so. Bei „unserem Ärzte- und Apothekendienst“ erhält man Euro Rabatt auf die erste Bestellung.
Oder hier: „Endlich wieder schneller zur Sache kommen“, verspricht Qinao und versichert: „Nicht mal Lana R. könnte dich unter Kontrolle bringen.“ What? Und dann ist da noch der Werbetreibende mit dem unaussprechlichen Namen „Wrliechteniarl.Shop“: „1 Kapsel für 7h Stunden Spass“, heißt es da und „Unglaublich! Wirkungsvolle Potenzformel“.
Am Ende stellen sich mir zwei Fragen: Kontrolliert Ihr, lieber medizinischer Beirat von GoSpring, liebe Ärzte- und Apothekenpartner, liebe Gesellschafter wie Dermapharm, Holtzbrinck und ProSiebenSat.1 und liebe Noventi eigentlich, was Euer gehyptes Start-up da macht? Und die zweite Frage geht an Facebook: Gibt es denn wirkliche keine lustigen Fotos von süßen Katzenbabys mehr?