Monsanto-Deal

Bayer-Chef Baumann bekommt „Umwelt-Dinosaurier“

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Berlin -

Beim Film gibt es die Goldene Himbeere für besonders schlechte Streifen. Der Nabu verleiht seit 1993 einen Dinosaurier als Umweltpreis. Das Gegenteil einer Auszeichnung geht in diesem Jahr an den Bayer-Chef.
 

Für die geplante Übernahme des Saatgutspezialisten Monsanto erhält der Bayer-Vorstandschef Werner Baumann den Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres“. Das Einfädeln des Mega-Deals stehe im Gegensatz zu den Forderungen von Umweltschützern und Verbrauchern, die sich eine verträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünschten, erklärte Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).

Sein Verband fürchte, dass die Ballung der Marktmacht bei Saatgut und Pestiziden zu einer weiteren Zementierung der industriellen Landwirtschaft führen könnte. Folge davon könnte ein Verlust biologischer Vielfalt sein. Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Leverkusen hatte Mitte September die Übernahme des umstrittenen US-Saatgutherstellers Monsanto verkündet. Mitte Dezember stimmten die Monsanto-Aktionäre dem rund 66 Milliarden US-Dollar schweren Übernahmegebot aus Deutschland zu.

Für die Rekord-Übernahme fehlen aber noch die Genehmigungen durch die Behörden rund um den Globus. Mit einem möglichen Abschluss des Geschäfts wird Ende 2017 gerechnet. Es wäre die größte Übernahme eines deutschen Konzerns im Ausland.

In einer Stellungnahme sprach Bayer von einem „medial inszenierten Showpreis“. Dieser diene allein der Profilierung der Organisation. Zugleich bedauerte das Unternehmen, dass der Nabu keinen auf Fakten basierten Dialog führe und hinlänglich bekannt Vorurteile wiederhole. So würden keine Antworten auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit geliefert: nämlich die Frage, wie könne man zusätzlich drei Milliarden Menschen auf der Welt im Jahr 2050 ernähren.

Der Naturschutzbund vergibt den „Umwelt-Dinosaurier“ seit 1993 jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich seiner Ansicht nach beim Umweltschutz negativ hervorgetan haben. Der „Umwelt-Dino“ ist eine aus Zinn gegossene rund 2,6 Kilogramm schwere Nachbildung einer Riesenechse.

Zu den Preisträgern zählten bislang verschiedene Minister sowie Vertreter der Industrie. Den Preis versteht der Nabu auch als Gesprächsangebot. Dadurch habe sich einiges positiv bewegt - zum Beispiel bei der Umweltverträglichkeit von Kreuzfahrtschiffen.

Nach Nabu-Angaben würde der gemeinsame Marktanteil von Bayer und Monsanto beim Saatgut weltweit bei einem Drittel liegen, bei Pestiziden bei einem Viertel. Durch ein solches Monopol könnten Landwirte vor allem durch Paketlösungen in eine zunehmende Abhängigkeit geraten, argumentieren die Umweltschützer. Die Saatgut-Vielfalt und der Anteil regionaler Züchtungen könnten
schrumpfen.

Der massive Einsatz von Pestiziden führe darüber hinaus weltweit zu einem Rückgang von Insekten, darunter auch nützlichen Bestäubern wie Wildbienen oder Schmetterlingen, betonte Nabu-Präsident Tschimpke. Die industrielle Landwirtschaft raubt nach Ansicht des Nabu auch Vögeln und kleinen Nagern Lebensraum, Gifte erreichten auch Wasserbewohner.

Für die Umweltschützer greift auch das Argument, dass nur bessere Ernten den Nahrungsmittelbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung decken könnten, zu kurz. Bayer und Monsanto richteten sich vor allem nach den Bedürfnissen der globalen Fleisch-Industrie, heißt es beim Verband. Rund 80 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Feldfrüchte dienten als Tierfutter.

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